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1. Preußisch-deutsche Geschichte vom Jahrhundert Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart - S. 67

1907 - Leipzig : Brandstetter
67 hinzukamen, fürchtete man, durch längeren Widerstand eine furchtbare Plün- derung über die Hauptstadt zu bringen, und ging auf Spandau und Branden- burg rückwärts. So zog der Feind ein. Zum Glück war der russische Heer- führer ein menschlich gesinnter Mann. Er ließ die Stadt nicht plündern, sondern begnügte sich mit einer Kriegssteuer von 1v2 Millionen Talern. Trotzdem aber vermochte er nicht alle Ausschreitungen seiner wilden Truppen zu hindern; besonders hausten die Sachsen in Charlottenburg, wo sie alle Kunstschätze der königlichen Schlösser grausam zerstörten. Da brach Friedrich schleunigst aus Schlesien auf, seine Hauptstadt zu befreien. Auf die Nach- richt von seiner Ankunft stoben die Feinde nach allen Seiten auseinander, wobei sie nicht versäumten, die schändlichsten Grausamkeiten zu verüben und das brandenburgische Land zu einer Wüste zu machen. Nun konnte sich Friedrich wieder nach Sachsen wenden. Hier blieb noch ein schweres Werk übrig. Während Friedrich auf dem Wege nach Berlin war, fiel fast ganz Sachsen in die Hände der Österreicher. Daun hatte die Absicht, seine Winterquartiere in Sachsen zu nehmen und dem Könige keinen Platz mehr in diesem Lande zu gestatten. Er hatte deshalb ein sehr festes Lager bei Torgau bezogen. Sachsen aber war für Friedrich von der größten Wichtigkeit: es hatte ihm jahraus, jahrein für diesen Krieg nicht nur einen großen Teil der Lebensmittel und Geldbedürfnisse, sondern auch Tausende von Rekruten geliefert. Wollte Friedrich zum erstenmal wäh- rend des Krieges nicht seine Winterquartiere im eigenen Lande nehmen und dadurch das Geständnis ablegen, daß sein völliger Untergang nahe sei, so mußte er trotz der vorgerückten Jahreszeit noch eine große Schlacht wagen und, es koste, was es wolle, sich in Sachsen behaupten. Durch einen neuen Sieg über die Österreicher hielt er auch am besten die Russen, die noch immer an der Warthe standen, von einem abermaligen Einfall in Brandenburg zurück. Jetzt hieß es: Sieg oder Untergang. Da der vorsichtige Daun zu einer offenen Feldschlacht nicht zu bewegen war, so faßte Friedrich den kühnen Entschluß, das feste Lager der Österreicher bei Torgau zu stürmen, um entweder zu siegen oder ehrenvoll zu sterben. Aber es war ein schweres Wagestück, denn Daun hatte die Weinberge bei Torgau auf das furchtbarste verschanzt. Daher ent- spann sich hier der blutigste Kampf des ganzen Krieges, der letzte jener furcht- baren Sturmangriffe, an denen der Siebenjährige Krieg so reich ist. Friedrich teilte sein Heer; mit der einen Hälfte wollte er selbst vorn die Weinberge stürmen, mit der andern sollte der tapfere Zieten im Rücken der Österreicher angreifen und die Siptitzer Höhen nehmen. Auf diese Weise hoffte Friedrich, den Feind nicht nur zu schlagen, sondern ihn entweder gefangen zu nehmen oder zu vernichten und dadurch das Hauptheer Maria Theresias für den ferneren Verlaus des Krieges unschädlich zu machen. 5*
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