1907 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Kornrumpf, Ernst
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Inhalt: Zeit: Neuzeit
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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5. Der Wiener Kongreß")
(Ziel: Wir wollen nun sehen, wie nach dem ersten Vesreiungskriege sich Europas
Fürsten mit ihren Staatsmännern und Generalen in Wien versammelten, um die wäh-
rend Napoleons Gewaltherrschaft eingeführten Veränderungen im Länderbesitz neu
zu regeln.)
I. Vorbereitung.
Welches sind die Veränderungen, die Napoleons Herrschaft
in Deutschland bewirkt hat? (Hier ist zurückzugreifen aus die Be-
stimmungen des Friedens von Luneville 1801, ans die Säkularisation
der geistlichen Gebiete durch den Reichsdeputationshauptschluß 1803, auf
den Frieden von Preßburg 1805, aus die Stiftung des Rheinbundes und
die Mediatisierung weltlicher Herrschaften 1806, auf den Frieden von Tilsit
1807 und den Frieden zu Wien 1809.)
Die Karte von Deutschland hat also in der zehnjährigen Regierungszeit
Napoleons ein ganz anderes Aussehen bekommen. Wir wollen nun sehen, wie
diese durch Napoleon gewaltsam herbeigeführten Zustände durch den Wiener
Kongreß wieder geändert werden.
Ii. Darbietung.
A. Der neue Stofs.
1. Die äußere Gestaltung Deutschlands. Am 1. November
1814 versammelten sich in Wien eine große Anzahl europäischer Fürsten mit
ihren Staatsmännern und Feldherren, um eine neue Ordnung der Dinge in
Europa herbeizuführen. Neben glänzenden Festlichkeiten schritten die Verhand-
lungen nur langsam vorwärts. Die fünf Großmächte Europas, Rußland,
Österreich, Preußen, England, Frankreich, hatten die entscheidenden Stimmen.
Über die Zurückführung der vertriebenen Fürsten (nennt solche!) auf ihre ver-
lorenen Throne einigte man sich sehr bald. Schwieriger aber war schon die
Lösung der Frage, wie man die eroberten Länder verteilen solle, und welche
Grenzen den Staaten, die früher Teile ihres Gebietes an Napoleon verloren
hatten (welche z. B.?), anzuweisen seien. Jeder dachte dabei nur an den
eigenen Vorteil und wollte möglichst viel für sich herausschlagen, und so
konnte man lange nicht zu einem Ergebnis gelangen. Besonders drehte sich der
Streit um Polen und Sachsen. Rußland wollte das ganze Polen, also
auch die bisher preußischen Teile, für sich haben. Preußen stimmte rnesem
Verlangen zu und begehrte als Entschädigung dafür das ganze Königreich *)
*) Diese methodische Einheit könnte natiirlich auch, der Zeitfolge entsprechend,
zwischen den ersten und zweiten Befreiungskrieg eingeschoben werden, doch erscheint
es mir richtiger, das in den Kindern unzweifelhaft vorhandene lebhafte Interesse für
Napoleon zuerst zu befriedigen. Die Darstellung des Wiener Kongresses an dieser
Stelle gewährt dann auch einen besseren Zusammenhang mit der folgenden Friedenszeit.