Anfrage in Hauptansicht öffnen

Dokumente für Auswahl

Sortiert nach: Relevanz zur Anfrage

1. Preußisch-deutsche Geschichte vom Jahrhundert Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart - S. 427

1907 - Leipzig : Brandstetter
427 Reich mit einem Kaiser an der Spitze wieder erstehen müsse. Und dieser Kaiser konnte niemand anderes sein, als der greise Held, der Deutschland von Sieg zu Sieg geführt, der auf einer Siegesbahn ohnegleichen all die Schmach gesühnt, die Deutschland von seinem ländergierigen Nachbar seit drei Jahrhunderten erlitten hatte. Und während in raschem Fortschritte ganz Frankreich von den deutschen Heeren überwältigt und niedergeworfen wurde, brach in Versailles, dicht vor den Toren von Paris, endlich der Tag heran, der die höchste Freude für ganz Deutschland bedeutete, der dem Werke, das die vereinte Kraft Deutschlands vollführt hatte, nun erst die Krone aufsetzte durch die friedliche und feierliche Erneuerung des Deutschen Kaisertums. Mit diesem Tage erfüllte sich die Sehnsucht des deutschen Volkes, erfüllte sich auch das Wort, das Friedrich Wilhelm Iv. von Preußen gesprochen, als ihm Abgesandte des deutschen Volkes 1849 die Deutsche Kaiserkrone angeboten hatten: „Die Deutsche Kaiserkrone wird nur auf dem Schlachtfelde gewonnen." bb) Die Bitte des deutschen Volkes und seiner Fürsten an König Wilhelm. Schon anfangs Dezember 1870 hatte der hochherzige jugendliche Bayernkönig Ludwig im Einverständnis mit den übrigen deutschen Fürsten dem greisen Könige Wilhelm den Vorschlag gemacht, neben dem Deutschen Reiche auch die Deutsche Kaiserwürde wieder herzustellen, mit Zustimmung der deutschen Fürsten den Kaisertitel anzunehmen und so das Werk der Einigung Deutschlands zu vollenden.*) Mit der Stimme der Fürsten ver- einigte sich auch der Wunsch des deutschen Volkes. Am 18. Dezember er- schienen 30 Abgeordnete des Norddeutschen Reichstages in Ver- sailles vor König Wilhelm und richteten die Bitte an ihn, die Deutsche Kaiserkrone anzunehmen. In der Adresse, die ihm bei dieser Gelegenheit überreicht wurde, heißt es: „Vereint mit den Fürsten Deutschlands naht der Norddeutsche Reichstag mit der Bitte, daß es Ew. Majestät gefallen möge, durch Annahme der Deutschen Kaiserkrone das Einigungswerk zu weihen. Die Deutsche Krone auf dem Haupte Ew. Majestät wird dem wiederaufgerichteten Reiche deutscher Nation Tage der Macht, des Friedens, der Wohlfahrt und der im Schutze der Gesetze gesicherten Freiheit eröffnen. Das Vater- land dankt dem Führer und dem ruhmreichen Heere, an dessen Spitze Ew. Majestät heute noch auf dem erkämpften Siegesfelde weilt. Unvergessen für immer werden der Nation die Hingebung und die Taten ihrer Söhne bleiben. Möge dem Volke bald vergönnt sein, daß der ruhmgekrönte Kaiser der Nation den Frieden wiedergibt. Mächtig und siegreich hat sich das vereinte Deutschland im Kriege bewährt unter einem höchsten Feldherrn, mächtig und friedliebend wird das geeinigte Deutsche Reich unter seinem Kaiser sein."**) *) Siehe den Brief König Ludwigs an König Wilhelm in „Albert Richter, Quellenbuch." 5. Ausl. S. 300. Ebenso den Brief des Bayernkönigs an die andern deutschen Fürsten und Freien Städte. Ebenda S. 301. **) Siehe die vollständige Adresse in „Albert Richter, Quellenbuch" S. 302.
   bis 1 von 1
1 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 1 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer