1837 -
Mannheim
: Schwan [u.a.]
- Autor: Liebler, P. A.
- Auflagennummer (WdK): 7
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
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über 70,000 Mann starke Heer vereinigt war, herrschte
immer noch Unschlüssigkeit — Statt den Kaiser rasch an-
zugreifen, der erst mit wenigen tausend Mann bei Regens-
burg stand, ließ man ihm Zeit, aus Italien Truppen an
sich zu ziehen und in einem Lager bei Zngolstadr sich zu
befestigen. Nur mit Zögern rückten die Verbündeten vor
das kaiserliche Lager, beschossen es 5 Tage erfolglos und
machten dann vergeblich Friedensvorschlage, als sie die Ver-
einigung des Kaisers mit seinen bedeutenden Verstärkungen
aus den Niederlanden nicht verhindern konnten.
Mittlerweile ließ der kräftige Herzog Moritz, welcher
den schlimmen Ausgang des schmalkaldischen Kriegs ah-
nete, sich vom Kaiser gewinnen, und hatte, zur Vollstre-
ckung der Reichsacht, seines Vetters Churfürstenthum be-
setzt. Johann Friedrich eilte mit dem größten Theile sei-
nes Heeres dahin zurück, eroberte sein Sachsen schnell wie-
der und vertrieb Moritz nach Böhmen. Der übrige Theil
des evangelischen Heeres konnte nun dem Kaiser, der nach
Schwaben vorgerückt war, nicht mehr die Spitze bieten.
Die Fürsten kehrten in ihre Heimath zurück; die süddeut-
schen Städte aber unterwarfen sich dem Kaiser und muß-
ten seine Verzeihung mit großen Summen bezahlen.
Jetzt ging Karl durch Franken nach Böhmen, vereinigte
sich mit seinem Bruder Ferdinand und dem Herzoge Mo-
ritz und brach ganz unerwartet im Frühjahr 1547 in Sach-
sen ein. Johann Friedrich suchte, so schnell wie möglich,
mit seinem Heere die Elbe hinabziehend, seine befestigte
Hauptstadt Wittenberg zu erreichen. Die Kaiserlichen folg-
ten ihm ain jenseitigen Ufer, und als ihnen ein verräthe-
rischer Bauer eine Fuhrt durch den Fluß gezeigt hatte,
überraschten sie den Churfürsten bei Mühlberg, wo er eben
in der Kirche dem Gottesdienst beiwohnte, so daß er sich
kaum noch retten konnte. Auf der Lochauer Haide erreich-
ten sie ihn jedoch und versprengten sein Heer. Der Chur-
fürst selbst, verwundet und mit Blut bedeckt, nebst dem
Herzog von Braunschweig - Lüneburg, wurden als Gefan-
gene ins kaiserliche Lager gebracht und von Karl sehr
ungnädig aufgenommen. Ja sogar drohte der Kaiser, als
Wittenberg seine Thore nicht öffnen wollte, er würde des
Churfürsten Haupt in die Stadt schicken, und auch wirk-
lich sprach ein Kriegsgericht, unter Vorsitz des Herzogs von
Alba, die Reichsrechte verletzend, über Johann Friedrich