1837 -
Mannheim
: Schwan [u.a.]
- Autor: Liebler, P. A.
- Auflagennummer (WdK): 7
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
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mehrere deutsche Fürsten, die Retter gewesen waren. Der
Krieg mit den Türken dauerte indessen noch 15 Jahre, und
nach neuen Siegen, welche der Herzog Karl von Lo-
thringen und der Prinz Eugen von Savoyen gegen die-
selben erfochten, erhielt der Kaiser Ungarn wieder, und mit
den Türken wurde 1697 ein Waffenstillstand auf 25 Jahre
zu Karlowitz geschlossen. Unterdessen erneuerte Ludwig Xiv.
den Krieg mit Deutschland (1688) schon wieder, indem
er die Erbrechte einer pfälzischen Prinzessin, die an einen
französischen Prinzen vermählt war, geltend machen wollte.
Mit der größten Grausamkeit sielen seine Heere in die
Rheinpfalz ein, brannten unter dem unmenschlichen An-
führer Melac die Städte Heidelberg, Mannheim, Fran-
kenthal, Speier, Worms, Oppenheim, Kreuznach, Alzei,
u. s. w. nieder, und trieben die Einwohner nackt und hilf-
los in die Fremde. Jedoch halfen diese Grausainkeiten dein
Könige nichts; aus Entkräftung seines Landes mußte er
1697 zu R y s w i ck Frieden machen und mehrere Festun-
gen, die er früher genommen hatte, aber leider nicht Straß-
burg, wieder herausgeben.
In diese Zeit fallt auch die Erhöhung mehrerer deut-
schen Fürsten. Dem Herzoge Ernst Ludwig von Hannover
ertheilte Leopold 1692 die 9te Churwürde; der Churfürst
von Sachsen, Friedrich August Ii., wurde 1697, nach dem
Tode des tapfern Sobiesky, von den Polen zum König ge-
wählt, nachdem er zur katholischen Kirche übergetreten war;
und 1701 am 17. Jänner, erhob der große Churfürst von
Brandenburg, Friedrich Wilhelm, Preußen zum Königreiche,
und nannte sich König Friedrich I.
79. Der spanische Erbfolgekrieg. 1701—1714.
Eine Hauptursache, warum Ludwig Frieden schloß, war
die, daß er einen neuen wichtigen Krieg voraussah, zu wel-
chem er sich rüsten wollte. Es war der spanische Erbfolge-
krieg. Aus den Thron des alten kinderlosen Königs Karl
Ii. von Spanien, hatten Baiern und Oestreich die nächsten
Erbansprüche. Als aber der baierische Prinz Johann Fer-
dinand starb, den Karl zu seinem Nachfolger im Testament
bestimmt hatte, wußten die französischen Gesandten von
dem schwachen Könige ein anderes Testament zu erschleichen,
worin er den Enkel Ludwigs, Philipp von Anjou, zu sei-