1837 -
Mannheim
: Schwan [u.a.]
- Autor: Liebler, P. A.
- Auflagennummer (WdK): 7
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
120
Bekanntlich hat der 19. Artikel der deutschen Bun-
desakte freien Handel und Verkehr in Deutschland ver-
sprochen; allein die Erfüllung dieses Versprechens zog sich
immer mehr in die Lange. Es blieb dem Gutachten ein-
zelner Staaten überlassen, was sie für die Handelsfreiheit
thun wollten. Die Zahl der Schlagbaume wuchs jährlich;
Ein Fürst nach dem andern erließ mehr oder weniger strenge
Zollgesetze. Die Klagen darüber wurden immer lauter und
vermehrten sich ins Unendliche. Mord und Todschlag zwischen
den Zollbeamten und Schleichhändlern waren nicht selten.
Da der Bundestag einen allgemeinen freien Handels-
verkehr nicht zu Stande bringen konnte, so entschlossen sich
endlich mehrere deutsche Regierungen sogenannte Zollvereine
unter sich zu errichten, wodurch der Verkehr zwischen die-
sen «Staaten so viel als möglich erleichtert wurde, lind ein
großer Schritt zur allgeincincn Vereinigung, nach der sich
die Völker sehnen, gethan war. — Oestreich blieb in sich
abgeschlossen; Preußen hingegen nahm Darmstadt, Anhalt
und Sondershausen in seinen Zollverband auf; Baiern,
Würtemberg und Hohenzollern traten für sich in einen be-
sondern Verband, vereinigten sich aber bald nachher mit
Preußen und Darmstadt. Hannover, Braunschweig, Kas-
sel und Oldenburg bildeten den mitteldeutschen Handels-
verein, so daß Baden, Mecklenburg und noch einige andere
kleinere Staaten allein standen. Mit dem Jahre 1832
ist auch Hessenkassel und Weimar dem preußisch - darmstadti-
schen Zollverein beigetrctcn, welches im Hanauischen tu-
multuarische Auftritte veranlaßte, wobei mehrere Menschen das
Leben verloren und einige Zollhäuser niedergebrannt wurden.
Die rheinisch - westindische Compagnie in Elberfeld dehnte
ihren Verkehr immer weiter aus, und machte nicht unbe-
deutende Geschäfte.
Die freie Schifffahrt auf dem Rhein bis ins Meer,
die von Holland so lange bestritten und gehemmt worden,
ist nach langwieriger Unterhandlung durch eine in Mainz
niedergesetzte Comniission 1831 zu Stande gekommen.
104. Die zweite französische Revolution,
Ende Juli 1830, und ihre Folgen.
Die ältere Linie der Bourbonen,, welche nach dem Sturze
Napoleons durch die verbündeten Machte wieder aus den
französischen Thron gelangte, hatte, obwohl Ludwig Xviii.