1916 -
Leipzig
: Ploetz
- Autor: Ploetz, Karl
- Auflagennummer (WdK): 18
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
165
Ludwig der Fromme
Grenzen des Frankenreiches: Ebro — Raab, Eider —
Garigliano. Grenzmarken: die Spanische und Bretoniscbe (S. 152)
im Westen, die Avarische und Sorbische im Osten, die Sächsische
und Dänische im Norden. Während seiner ganzen Regierung
sorgt Karl d. Gr. für Gesetzgebung und Verwaltung. Aufzeich-
nung der noch ungeschriebenen Volksrechte (lex Saxonum);
die in den verschiedenen Reichsteilen geltenden älteren Volks -
rechte der Franken, Westgoten, Burgunder, Alamannen, Bayern,
Langobarden werden ergänzt durch Capitularia, die bei
den Versammlungen der geistlichen und weltlichen Großen
(Placita, Conventus generales) verkündet werden. Aufsicht
über die von den Bischöfen, Gaugrafen und Markgrafen (mar-
chiones) geführte Verwaltung durch die Königsboten (missi
regis, missi dominici); die Herzogswürde ist abgeschafft. Trotz
wachsender Ausbildung des Lehnswesens (S. 156) ruht die Haupt-
kraft des Heeres doch noch auf dem Heerbann der Freien/ die
ärmeren Freien werden geschützt gegen die Versuche der
Großen, sie gewaltsam zu abhängigen Lehnsträgern zu machen.
Zur Förderung der Bildung im Frankenreiche werden aus-
ländische Geistliche berufen, vor allen der Angelsachse Alcuin,
Abt von Tours. Hof schule zur Ausbildung tüchtiger Beamten;
zahlreiche Kloster schulen (Fulda, St. Gallen). Paul, Warne-
frieds Sohn (Paulus Diacönus), Geschichtschreiber der Lango-
barden; der Franke Einhard, Verfasser der Vita Caröli im-
peratoris. Karl d. Gr. selbst bemüht sich um die Grammatik
der deutschen Sprache, gibt den Monaten und den Winden
deutsche Namen, läßt die alten Heldenlieder sammeln. Sorge
für den Landbau (812 Capitulare de villis). Anlage eines Kanals
von der Donau zum Main 793 in Regensburg angeordnet, aber
nicht vollendet. Residenzen des Herrschers die Pfalzen (palatia)
zu Aachen, Ingelheim, Worms, Nimwegen, Heristal, Dieden-
hofen, Attigny u. a.
814—840. Ludwig der Fromme. Die Reichsverwaltung wird
zunächst in der von Karl d. Gr. begründeten
Weise weitergeführt, doch wird der Einfluß der Geistlichen
überwiegend. Ludwig läßt sich 816 in Reims nochmals vom
Papste Stephan Iv. krönen; sein ältester Sohn Lothar, schon
817 zum Mitregenten ernannt, übernimmt die Verwaltung
Italiens und wird 823 in Rom zum Kaiser gekrönt.
826. Taufe des Dänenkönigs Harald zu Mainz; der
Mönch Ansgar von Corvey predigt das Christen-
tum in Dänemark, dann auch in Schweden.
830. Empörung der drei älteren Söhne, Lothar, Pippin
und Ludwig (von der Irmengard), als der Kaiser
die 817 beschlossene Reichsteilung abändert zugunsten des
jüngsten Sohnes Karl (aus zweiter Ehe mit Judith, aus dem