1916 -
Leipzig
: Ploetz
- Autor: Ploetz, Karl
- Auflagennummer (WdK): 18
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
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Neuere Geschichte.
vention des Bundestages in Hessen nicht dulden will. Kaiser
Franz Joseph hat in Bregenz eine Zusammenkunft mit den
Königen von Bayern und Württemberg, darauf in Warschau
(28. Okt.) mit Kaiser Nikolaus von Rußland, der den preu-
ßischen Gesandten Graf Brandenburg zum Nachgeben ermahnt.
Die Bundesexekution gegen Blessen durch bayrische und
österreichische Truppen wird in Frankfurt beschlossen, um
die preußische Union zu sprengen. Auch preußische Truppen
rücken in Hessen ein, ziehen sich aber nach einem Zusammen-
stoß der Vorposten bei Bronnzell (8. Nov.) zurück. Friedrich
Wilhelm Iv. entläßt den Minister v. Radowitz und gibt die
Unionsbestrebungen auf.
29. Nov. Vertrag zu Olmütz (M anteuf fei und Schwarzen-
berg). Nachdem Friedrich Wilhelm Iv. vergeblich
versucht hatte, seinen Schwager, den Kaiser Nikolaus vcn
Rußland, durch eine persönliche Aussprache mit seinem Bruder,
dem Prinzen Wilhelm, in dem Schloß Skierniewicc bei War-
schau für seine Anschauungen zu gewinnen, und nachdem der
Zar auch in Warschau bei einer Zusammenkunft mit Kaiser
Franz Joseph und dessen Minister, dem Fürsten Schwarzenberg,
zu der als preußischer Bevollmächtigter der Ministerpräsident
Graf Brandenburg entsandt worden war, die preußische
Unionspolitik als demokratisch, ja revolutionär verurteilt hatte,
fügte Preußen sich allen Forderungen Österreichs und des
hinter ihm drohenden Moskowitertums. Schleswig-Holstein
wird den Dänen überlassen, in Hessen die unumschränkte
Herrschaft des Kurfürsten wiederhergestellt. Preußen ver-
zichtet auf seine Pläne hinsichtlich der Neugestaltung Deutsch-
lands; für die deutsche Verfassung werden Konferenzen in
Dresden anberaumt, welche die
1851. Wiederherstellung des Deutschen Bundes be-
schließen.
Damit hat Österreich mit Hilfe Rußlands die Bestre-
bungen, Deutschland unter Preußens Führung zu einigen,
vorläufig vereitelt, ebenso wie es im Kampfe gegen die
Ungarn (S. 400 f.) mit russischer Unterstützung Sieger ge-
blieben war.
Doch hält Preußen den Zollverein (S. 392 f.) aufrecht,
welchem nun auch Hannover und Oldenburg beitreten, und
begründet allmählich eine preußische Kriegsflotte, indem
es mehrere von den 1852 im Aufträge des Bundestages ver-
steigerten Schiffen übernimmt, welche die deutsche National-
versammlung 1849 als deutsche Flotte gegen Dänemark zu-
sammengebracht hatte (S. 405). Ein Gebiet an der Jade-
mündung wird 1853 durch Vertrag mit Oldenburg erworben
zur Anlage des Kriegshafens Wilhelmshaven an der Nordsee.