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1. Nicolaisches Realienbuch für die Oberstufe der Gemeindeschulen - S. 32

1906 - Berlin : Nicolai
32 Die französische Revolution (1789—1795). Das bedeutsamste Ereignis am Ende des achtzehnten Jahrhunderts, das eine allgemeine Umwälzung der staatlichen Verhältnisse zunächst in Frankreich, später auch in den übrigen Staaten Europas zur Folge hatte war die französische Revolution. 1. Vcrschicdencursachen lagen dieser Umwälzung Zu gründe. Ludwigxiv. und Xv. (s. S. 16) vergeudeten durch kostspielige Bauten (Versailles), prunk- volle Hofhaltung, glänzende Festlichkeiten und reiche Geschenke an Günstlinge die Einnahmen des Staates. Infolge dieser Verschwendungssucht trat ein derartiger Verfall der Sitten in den Hoskreisen und den oberen Ge- sellschaftsklassen ein, daß sich auch bald im ganzen Volke eine Lockerung der Sitten bemerkbar machte. Durch glaubenslose Schriftsteller damaliger Zeit (Voltaire, Diderot, Rousseau) wurde der Verfall von Zucht und Sitte noch beschleunigt. Die Eroberungskriege Ludwigs Xiv. hatten die Schuldenlast des Landes beträchtlich vermehrt. Die ungerechte Be- vorzugung der oberen Stände (Adel und Geistlichkeit) und die Be- lastung des Bürgerstandes mit Steuern sowie die fast völlige Rechtlosigkeit des leibeigenen Bauernstandes trugen zur Steigerung der Unzufriedenheit bei. Dazu kam noch die traurige Verwaltung des Landes infolge der Käuflich- keit der höheren Beamten- und der Offiziersstellen und endlich die Recht- losigkeit der Untertanen gegenüber der Willkür des Hofes (Verhaftungs- befehle, Bastille). Dies alles führte zu einer allgemeinen Unzufriedenheit, die durch die stetig wachsende Schuldenlast (3000 Mill. Mark) aufs höchste gesteigert wurde. 2. Berufung der Reichsstände. So übernahm Ludwig Xvi., der mit Marie Antoinette, einer Tochter Maria Theresias, vermählt war, die Regierung. Vergeblich suchte der gutmütige, aber schwache König die Schuldenlast zu ver- mindern. Schließlich berief er die Reichsstände (Adel, Geistlichkeit und Bürger), die seit langer Zeit nicht mehr befragt worden waren, zu gemein- samer Beratung der Angelegenheit nach Versailles. 3. Bildung der Nationalversammlung; Ausbruch der Revolution. Ein Zwiespalt unter den Ständen bewirkte die Bildung einer National- versammlung, hauptsächlich aus Bürgern bestehend, zu dem Zwecke, dem Lande eine Verfassung zu geben, wobei auch die Rechte des Volkes zum Ausdruck kommen sollten. Gerüchte von einer beabsichtigten Auslösung der Versammlung führten zur Erstürmung der Bastille, des Staatsgesängnisses, und zur Befreiung der Gefangenen. Die Nationalversammlung hob den Unterschied der Stände auf. „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit" sollten im ganzen Lande durchgeführt werden. Die königliche Familie wurde durch einen Pöbclhaufcn nach Paris geführt und die Nationalversammlung dahin verlegt. Die Versammlung beriet eine Verfassung, wonach die Rechte des Königs bedeutend beschränkt, die geistlichen Güter zur Tilgung der Schulden- last eingezogen und der Unterhalt der Geistlichen aus Staatsmitteln an- geordnet wurde. Ein anderes Mittel zur Verminderung der Staatsschulden
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