1906 -
Berlin
: Nicolai
- Autor: ,
- Hrsg.: Hausen, Friedrich, Ruthe, Paul, Thiel, Oswald, Zissel, Adolf, Dahms, Gustav
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Gemeindeschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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entschieden für die Aussöhnung zwischen König und Volk ein. Im folgenden
Jahre warf er als Bundesfeldherr den Aufstand in Baden nieder und lebte
alsdann längere Zeit als Gouverneur (Militärstatthalter) über Rheinland
und Westfalen in Koblenz.
2. Prinz Wilhelm als Prinzregent. Infolge der schweren Erkrankung
Friedrich Wilhelms Iv. übernahm Prinz Wilhelm 1858 die Negierung des
Landes. Da er für die Unabhängigkeit und Sicherheit des Landes eine
größere Heeresmacht für notwendig hielt, so strebte er danach, das Heer
im Verhältnis der bedeutend gewachsenen Bevölkerung beträchtlich zu ver-
niehren, wobei ihn sein treuer Ratgeber, Kriegsminister von Roon, unter-
stützte. Ein anderer Mitarbeiter bei der Verbesserung der Heereseinrichtungen
war General von Moltke, den der Prinzregent zum Chef (Leiter) des
Großen Generalstabes der Armee ernannte. Moltke entwarf mit Meister-
schaft die Kriegspläne, hielt aus tüchtige Ausbildung der Offiziere in den
Kriegswissenschaften und drang mit Roon ans eine bessere Bewaffnung des
Heeres (Einführung des Zündnadelgewehres und der Kanonen mit Hinter-
ladnng).
3. Wilhelm I., König von Preußen. Als Friedrich Wilhelm Iv.
am 2. Januar 1861 starb, bestieg sein Bruder Wilhelm als König den
preußischen Thron und setzte sich und seiner Gemahlin am 18. Januar 1861
in Königsberg die Königskrone auf. Hierbei versprach er, zum Wohle des
Volkes und in Gemeinschaft mit dem Volke der Verfassung gemäß zu regieren.
a) Die Jahre des Konflikts. Die nächsten Nensordernngen für das
Heer brachten den König in ernsten Zwist mit dem Landtage, der die For-
derungen nicht mehr bewilligen wollte. Auch die Auflösung und Neuwahl
des Landtages führte zu keiner Verständigung. Da berief der König den
preußischen Gesandten in Paris, Otto von Bismarck, zum Ministerpräsidenten,
der unter schweren Kämpfen, wenn auch gegen den Willen des Landtages,
die Heeresverbesserungen durchführte.
b) Der Krieg gegen Dänemark 1864. Veranlassung. Seit Jahr-
hunderten standen die Herzogtümer Schleswig und Holstein unter dänischer
Herrschaft; doch hatten sich die dänischen Könige verpflichten müssen, diese
Länder nie zu trennen und niemals mit Dänemark zu vereinigen. Wieder-
holt hatten aber die dänischen Könige den Versuch gemacht, Schleswig-
Holstein die eigene Verwaltung zu entziehn und die Herzogtümer völlig
für Dänemark in Besitz zu nehmen. Besonders seit dem Wiener Kongreß
forderte eine Partei in Kopenhagen, die sogenannten „Eiderdänen", daß
Schleswig bis zur Eider mit Dänemark vereinigt werden sollte. Diese
Forderung vertrat auch der dänische König Friedrich Vii. offen. Da-
gegen erhoben sich 1848 die Schleswig-Holsteiner, und mit Hilfe preußischer
und anderer deutscher Truppen unter dem General Wrangel versuchten sie,
ihre Selbständigkeit zu behaupten. Ans Einspruch Rußlands und Englands
vom Deutschen Bunde verlassen, wurde Schleswig-Holstein gegen das Ver-
sprechen, „die Rechte der Herzogtümer zu wahren", mit Dänemark vereinigt.
Die Eidcrdäncn strebten nun immer entschiedener die völlige Einverleibung
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