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1906 -
Berlin
: Nicolai
- Autor: ,
- Hrsg.: Hausen, Friedrich, Ruthe, Paul, Thiel, Oswald, Zissel, Adolf, Dahms, Gustav
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Gemeindeschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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Die Apenninen-Halbinsel.
Das Königreich Italien mit 33 Mill. Einwohnern umfaßt die mittlere
4>er drei südlichen Halbinseln von Europa und ist etwa halb so groß wie
Deutschland (Grenzen s. Karte!).
1. Oberflächenbildung. Die ganze Halbinsel wird von den Apenninen
durchzogen, deren mittleren Teil die Abruzzen bilden. Da das Gebirge sich
nur an wenigen Stellen über 600 m erhebt, sind die auf demselben ent-
springenden Flüsse wasserarm. Von Bedeutung ist nur der Arno und der
Tiber. Dagegen wird im N. die Ebene zwischen den Apenninen und Alpen
durch den Po mit seinen Nebenflüssen und durch die Etsch reich bewässert
(s. Karte!). Infolgedessen ist die Po-Ebene sehr fruchtbar, zumal sie außer-
dem noch nach N. durch die Alpen vor rauhen Winden geschützt wird.
2. Erzeugnisse. Auf den Feldern der kleineren Ebenen im W. die
durch Reihen von Kastanien, Ulmen und Maulbeerbäumen voneinander
getrennt sind, gedeihen Weizen, Mais und Reis in Fülle. Weinreben,
Eypressen, Oliven, Feigen- und Mandelbäume zieren überall die Land-
schaften. Unter allen Ländern Europas gewinnt Italien die meiste Rohseide.
3. Die Bewohner gehören Zu den Romanen und bekennen sich größten-
teils zur römisch-katholischen Kirche. Vielfach suchen sie im Auslande als
Arbeiter und Gewerbetreibende lohnenden Erwerb.
4. Städte. In der Po-Ebene liegt Mailand mit seinem herrlichen,
aus weißem Marmor erbauten Dome. In der Stadt blüht ein lebhafter
Handel und das Seidcngewerbe. (Endpunkt der Alpenstraßen und Schnitt-
punkt der norditalienischen Eisenbahnen). Am Adriatischen Meere ist das durch
kunstvolle Glasarbeiten berühmte Venedig aus vielen Inseln erbaut, die
Häuser stehen meist aus Pfählen. (Markusplatz mit der Markuskirche, Dogen-
palast). An dem nördlichen Gestade des Ligurischen Meeres zieht sich die
Riviera hin, die einem herrlichen Garten gleicht. Infolge des milden
Klimas sind dort viele Kurorte entstanden (San Remo). In ihrer Mitte
erhebt sich terrassenförmig vom Strande aus das befestigte Genua mit pracht-
vollen Palästen und Kirchen. Durch die Gotthardbahn ist der Handel dort
bedeutend gewachsen. Den Mittelpunkt für die Bildhauerkunst (Marmor-
brüche von Carrara), für die Seidenlveberei und Strohflechterei bildet in dem
herrlichen und fruchtbaren Arnotal Florenz. Östlich hiervon hat sich in der
Nähe des Adriatischen Meeres seit Jahrhunderten die kleine Republik San
Marino erhalten. In der Tiber-Ebene liegt Rom (fast l/2 Mill. Ein-
wohner), die Hauptstadt des Königreichs und der Mittelpunkt der römisch-
katholischen Kirche (Papst, Vatikan, Peterskirche). Viele Baudenkmäler und
Kunstschätze zeugen von dem Alter der „ewigen Stadt". Die sumpfige Küsten-
landschaft südlich von Rom erzeugt im Sommer das gefährliche Snmpfficber.
Inmitten der fruchtbaren kampanischen Ebene am Fuße des immer noch
tätigen Vesuvs (1300 m) prangt Neapel, die ^volkreichste Stadt Italiens
<'/2 Mill. Einw.). Wegen der herrlichen Lage am gleichnamigen Golfe
<Capri, Blaue Grotte) wird cs viel von Fremden besucht.