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1906 -
Berlin
: Nicolai
- Autor: ,
- Hrsg.: Hausen, Friedrich, Ruthe, Paul, Thiel, Oswald, Zissel, Adolf, Dahms, Gustav
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Gemeindeschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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deutschen Volkes nicht ohne Einwirkung blieb. Auch in den späteren Jahr-
hunderten war das deutsche Volk der Vermittler sür die Verbreitung der
reich entwickelten Kultur und des Christentums vom romanischen Süden und
Westen nach dem germanischen Norden und slawischen Osten Europas. Kunst
und Wissenschaft, Handel und Gewerbe wurden zu einer Zeit, da noch die
Länder am Mittelländischen Meer von hervorragender Bedeutung waren,
durch deutsche Ansiedler und Kaufleute, vor allem durch die mächtige deutsche
Hansa, nach allen Ländern des Nordens und Ostens gebracht. Auch die
späteren Ereignisse der Weltgeschichte haben ihre Spuren in Deutschland
zurückgelassen. Als infolge der großen Entdeckungen des Mittelalters die
Vorherrschaft von den südeuropäischen Staaten an die westeuropäischen über-
ging, da bildete wiederum das deutsche Volk den Vermittler in der Ver-
breitung der neuen Erzeugnisse und Errungenschaften vom W. nach dem O.
und N. Auch die wichtigsten europäischen Kriege (der Dreißigjährige und
der Siebenjährige Krieg, zum Teil auch die Revolutionskriege, vor allem die
Befreiungskriege) wurden unter starker Beteiligung des deutschen Volkes aus
deutschem Boden ausgefochten. Diese Ereignisse aus der Geschichte legen
aber dem deutschen Volke die Verpflichtung nahe, eben infolge seiner zu
Wasser und zu Lande bequem Zugänglichen Mittellage stets ans der Hut und
wohlvorbereitet zu sein.
B. Die Mittelstellung Deutschlands macht sich auch in Handel und
Verkehr wie in früheren Jahrhunderten noch heute deutlich bemerkbar, denn
alle großen europäischen Verkehrsstraßen vom Norden nach dem Süden oder
vom Osten nach dem Westen kreuzen sich in Deutschland (Berlin), und auch
in der Nenzeit dient Deutschland als das vermittelnde Glied zwischen dem
industriereichenwesten und dem au Naturschätzen reichen Osten Europas (S. 169).
6. Aber auch bezüglich des Anteils am Meere nimmt Deutschland
eine Mittelstellung unter den Staaten Europas ein. Liegt es auch nicht
am offenen Weltineere und beträgt sein Anteil an der Bteeresküste auch
nur ein Drittel seines Umfanges, so ist es in dieser Beziehung doch
weit günstiger als Österreich und das gewaltige Rußland gestellt, deshalb
bildet Dentschland auch inbezug auf den überseeischen Weltverkehr das Binde-
glied zwischen deni Osten und Südosten Europas einerseits und den nordischen
Ländern Europas und den übrigen Erdteilen andererseits (Handel, Aus-
wanderung). Doch trotz dieser vermittelnden Stellung des deutschen Volkes
hat es die empfangenen Anregungen vielfach in durchgreifender Weise um-
gestaltet (Reformation) und als Keime zu neuen wichtigen Schöpfungen und
Erfindungen benutzt, so daß auf allen Gebieten, in Kunst und Wissenschaft,
in Handel, Verkehr und Gewerbe das deutsche Volk mit allen andern in
regstem Wettbewerb sich behauptet, ihnen allen aber meist vorangeht.
2. Deutschlands Bvdengestalt und seine Bedeutung für den Durchgangs-
verkehr. Deutschland ist durch seine Mittellage in Europa und seine günstigen
Bodenformen schon von der Natur zu einem Durchgangslande für den
europäischen Verkehr geschaffen. Es besitzt keine sür den Verkehr unüberwind-
liche Gebirgszüge im Innern, und selbst diejenigen an seiner Südgrenze sind