1906 -
Berlin
: Nicolai
- Autor: ,
- Hrsg.: Hausen, Friedrich, Ruthe, Paul, Thiel, Oswald, Zissel, Adolf, Dahms, Gustav
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Gemeindeschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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4. Der Wein. Der beste Wein wächst in Deutschland am Rheine
und an der Mosel; außerdem bringen Frankreich, Spanien, Italien, Ungarn
und Griechenland gute Weinsorten hervor. Der Wein ist ein Kind der
Sonne und gedeiht am besten auf dem Südabhcmge von Hügeln und Bergen,
da er hier von den Sonnenstrahlen senkrecht getroffen wird. Die lange
Rebe hält sich mittels Ranken fest. Die großen fünfteiligen Blätter bereiten
unter der Einwirkung des Sonnenlichts reichlich Stärkemehl. Umwandlung
in Zucker, Ausspeicherung in den Beeren. Zur Zeit der Weinlese werden
die Trauben gesammelt und gekeltert. Der ausgepreßte Most macht dann
infolge der Wirkung eines Hefepilzes (S. 491) eine Gärung durch, wobei
sich der Zucker iu Alkohol und Kohlensäure spaltet. Wein hat, mäßig ge-
nossen, eine anregende, Freude spendeude Wirkung, schädigt aber bei reich-
lichem Genuß die Gesundheit ebenso wie alle andern alkoholhaltigen Getränke.
Weinessig; Kognakbereitung aus Weintrestern. Feinde: Spaltpilze und
die Reblaus.
5. Der Tabak stammt aus Süd- und Mittelamerika, wird aber jetzt
in allen südlichen Ländern, in geringerem Maße auch in Deutschland ange-
baut (Kuba, Brasilien, Mexiko, Sumatra; Deutsch-Ostafrika; die Pfalz). Die
bis 1,3 ui hohe Tabakpstanze gehört zu den Nachtschattengewächsen (f. S. 194)
und hat eine rötliche, röhrenförmige, 5 zipflige Krone, 5 Staubgefäße und
1 Stempel. Die Blüten stehen an der Spitze des Stempels in einer Rispe
zusammen. Die großen zugespitzten Blätter enthalten als wirksamen Stoff
das Nikotin, ein scharfes Gift, und werden zu Rauch-, Schnupf- und Kau-
tabak verarbeitet. Der Tabak ist Kindern und kränklichen Personen
sehr schädlich, und auch gesuude erwachsene Menschen sollten im Tabak-
genuß mäßig sein.
Die Obstarten.
Einheimisches Obst: Apfel, Birne, Pflaume, Kirsche, Aprikose,
Pfirsiche; Beerenobst. Südfrüchte: Apfelsine, Mandelbaum, Dattel- und
Kokospalme, Banane, Ananas, Feige, Brotfruchtbaum.
1. Die Blüten. Unsere Obstarten und von den Südfrüchten der
Mandelbaum gehören zu den rosenblütigen Pflanzen. Der Blütenstiel ver-
breitert sich oben zu einem scheiben- oder becherartigen Blütenboden, der auf
dem Rande 5 Kelchblätter, 5 meist weiße Blütenblätter und ungefähr 20 Staub-
gefäße trägt. Ein blühender Obstbaum gewährt einen herrlichen Anblick,
und größere Obstanlagen locken zur Blütezeit Tausende von Besnchern an
(Baumblüte in Werder).
2. Die Früchte. Das Obst teilt man in Stein-, Kern- und Beeren-
obst ein. Beim Steinobst (Kirsche, Pflaume, Aprikose, Pfirsiche, Mandel)
ist nur der Fruchtknoten an der Fruchtbildung beteiligt (Haut, Fleisch, Stein-
hülle, Samenkern). Auch die Kokosnuß und Dattel sind ähnliche Früchte.
Bei ersterer ist der innere Teil des Samens milchig. Bei der Himbeere
und Brombeere vereinigen sich viele kleine Steinfrüchtchen zu einer Sammel-
frucht. Das Kernobst (Apfel und Birne) ist eine Scheinfrucht. die Haupt-