1906 -
Berlin
: Nicolai
- Autor: ,
- Hrsg.: Hausen, Friedrich, Ruthe, Paul, Thiel, Oswald, Zissel, Adolf, Dahms, Gustav
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Gemeindeschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Ii Armin, der Befreier Deutschlands. Die Römer suchten als Grcnz-
nachbarn der Deutschen ihre Eroberungen an der Donau und am Rheine
immer weiter auszudehnen. Drusus, ein Stiefsohn des Kaisers Augustus,
drang auf mehreren Kriegszügen (12—9 v. Ehr.) vom Rhein aus bis an die
Elbe vor, unterwarf mehrere Völkerschaften und legte zur Sicherung am
Rhein zahlreiche befestigte Kastelle (Burgen, Saalburg) an. Des Drusus
Bruder, Liberins, setzte mit List die Eroberungen fort, indem er Zwietracht
unter den deutschen Stämmen stiftete. Später behandelte Varus, des
Kaisers Statthalter, die Germanen sehr streng. Römische Sprache, Sitten
und Rechtsprechung wurden eingeführt. Das trieb die freihcitliebenden Deutschen
zur Empörung. Es gelang dem mit der römischen Kriegssührung vertrauten
Cheruskersürsten Armin im Bunde mit mehreren deutschen Fürsten, das
römische Heer im Teutoburger Walde (9n. Chr.) völlig zu vernichten
(Hermannsdenkmal bei Detmold; Verherrlichung in Liedern). Später wurde
Armin durch seine Verwandten treulos ermordet. Schon vorher war seine
Gemahlin Thusnelda von ihrem Vater Segest den Römern ansgeliefert worden.
Iii. Alarich, der Westgotenkönig. 1. Die Veranlassung zur
Völkerwanderung gaben die Hunnen, ein wildes mongolisches Reiter-
volk, das aus dem Innern Asiens hervorbrach, über die Wolga setzte und
um 375 die Ost- und Westgoten ans ihren Wohnsitzen verdrängte. Die
Westgoten zogen über die untere Donau und erhielten im oströmischen Reiche
ans Bitten ihres Bischofs Ulfilas Wohnsitze in Thrazien (Teil der Türkei).
2. Alarichs Zug nach Italien. Infolge Bedrückung durch die römischen
Statthalter empörten sich die Westgoten, verwüsteten Griechenland und schlugen
das oströmische Heer bei Adrianopel. Später zogen sie unter ihrem kühnen
Anführer Alarich nach Italien, belagerten wiederholt Rom, das sic 410
eroberten und plünderten. 3. Alarichs Tod. Alarich drang dann nach
Unteritalien vor. Hier ereilte ihn am Bnsento bei Cofenza der Tod. Mit
großer Feierlichkeit wurde er im Flusse begraben („Das Grab im Busento"
von Platen). — Alarichs Nachfolger führte die Westgoten nach Südgallien
und Spanien, wo sie zu beiden Seiten der Pyrenäen das Westgotenreich
mit der .Hauptstadt Tolosa gründeten.
Iv. Attila, l. Die Hunnen waren klein von Gestalt; sie hatten gelbe
Gesichtsfarbe, eine platte Nase, vorstehende Backenknochen und schwarzes,
struppiges Haar; die Kleidung bestand ans Fellen. Ihre Nahrung bildeten
hauptsächlich Wurzeln und rohes Fleisch. Die Männer sah man fast nur
zu Pferde; die häßlichen Weiber und Kinder wurden ans Ochsenkarren niit-
gesührt. Als Waffen dienten Bogen und Pfeil, Lanzen, krumme Säbel und
Schlingen (Reiterkampf). 2. Attila (Etzel, Gottesgeißel) war einer der vielen
Häuptlinge des Hunnenvolkes. Er hatte sich durch Gewalttaten zum Könige
(Großkhan) erhoben und auch die Ostgoten und andere germanische Völker bis
zum Rhein unterworfen. Sein hölzerner Palast, der durch Wälle und Pfahl-
werk geschützt war, lag zwischen Donau und Theiß. Hier entfalteten seine
Feldherren großes Gepränge; er selbst aber lebte einfach und mäßig.
3. Attilas Zug nach Gallien. Von Ehrgeiz getrieben, brach Attila