1916 -
Bühl (Baden)
: Konkordia-Verl.
- Autor: Mattes, Friedrich Wilhelm, Hüffner, Jakob
- Hrsg.: Jungmann, Ludwig, Kipphan, K., Eisinger, K., Reinfurth, Thomas
- Auflagennummer (WdK): 15
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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Die Länge der Uferstrecken beträgt 77 km. Überall liegt Schiff an Schiff,
überall stehen große Lagerhäuser und Warenspeicher, überall gewaltige Krane, die
Lasten von 30, 40 Zentner mit spielender Leichtigkeit in die Höhe heben. Aus
aller Herren Länder kommen Gtiter nach Mannheim.
Schwerbeladen kommt das Kohlenschiff vom Rheinland. Schon steht ein
langer Zug bereit, um die Kohlen aufzunehmen. Ein Kran läßt rasselnd seinen
Greifer in den dunkeln Leib des Schiffes fallen. Mit Kohlen gefüllt zieht er ihn wieder
heraus. Der Arm dreht sich, bis der gefüllte Greifer über einem Eisenbahnwagen
schwebt. Die Schalen des Greifers öffnen sich und die Kohle fällt in den Wagen.
Amerikanisches Petroleum trägt ein anderes Schiffe es ist ein riesiger
Petroleumbehälter. Pumpen saugen das Leuchtöl aus dem Schiff und drücken es
in große Behälter am Ufer, die bis 40000 Zentner Öl fassen.
Zn großen Speichern wird Getreide aus Amerika und Rußland aufgestapelt.
Der Mannheimer Hafen versorgt Süddeutschland mit „Licht, Nahrung und Wärme".
Erkläre folgende Tabelle: 1912. Verkehr iin Manheimer Hafen.
-Es kamen zu Schiff 5 800000 1, zu Bahu 1970000 t.
Es gingen zu Schiff 700000 t, zu Bahn 5 930000 t.
c) Die Industriestadt. Viele Güter, die zu Schiff nach Mannheim kommen,
bleiben daselbst, denn in Mannheim hat sich eine große Industrie entwickelt, die
zahlreiche Rohstoffe braucht. Das größte Unternehmen Mannheims ist die Fabrik
von Lanz. Hier werden landwirt-
schaftliche Maschinen aller Art her-
gestellt,- über fünftausend Menschen
finden hier Beschäftigung. Heinrich
Lanz, der Gründer des Geschäftes, ivar ein
Kaufmann, der in Deutschland englische
Maschinen verkaufte. Zur Reparatur der
Maschinen errichtete er in einem Garten-
haus eine kleine Werkstätte, die er mit zwei
Arbeitern betrieb. Bald begann er mit der
Selbstherstellung der Maschinen. Futter-
schneidmaschinen waren die ersten, die er-
baute. Lokonwbile und Dreschmaschinen
folgten. Jede Arbeit, die einst der
Landmann im Schweiße seines An-
gesichtes verrichten mußte, besorgen
die Lanz'schen Maschinen; die Loko-
mobile ersetzt auf großen Landgütern
oft die Menschen- oder Tierkraft.
Maschinen pflügen, säen, eggen,
mähen und dreschen. So hilft die Industrie, die der Landwirtschaft viele Arbeits-
kräfte entzog, der Landwirtschaft wieder in reichem Maße. (Knipp u. Lanz, eiu Vergleich.)
Fabriken in Mannheim: Lanz, Landwirtschaftliche Maschinen. — Benz, Motoren und
Automobile. — Brown, Boveri, Elektrische Maschinen. — Kabelwerk. — Stahlwerk. —
Gießereien. — Chemische Fabrik. — Seifenfabrik. — Spiegelfabrik. — Gummi- und Celluloid-
fabrik. — Rheinmühlen.
Südlich von Mannheim liegt die Stadt Schwetzingen mit ihrem berühmten
Schloßgarten. Hier ließen sich die pfälzischen Kurfürsten durch berühmte Künstler
einen Sommersitz schaffen. Felder und Wiesen wurden zu herrlichen Hainen
gewandelt, aus deren Grün Tenrpel und weiße Marmorgestalten hervorschimmern.