1916 -
Bühl (Baden)
: Konkordia-Verl.
- Autor: Mattes, Friedrich Wilhelm, Hüffner, Jakob
- Hrsg.: Jungmann, Ludwig, Kipphan, K., Eisinger, K., Reinfurth, Thomas
- Auflagennummer (WdK): 15
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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Am Feldberg entspringen Wiese und Wutach.
Die Wiese ist nur im oberen Teil ein echter Schwarzwaldbach. Dort
„gaukelet sie und grobelt uff alle Viere": bald wird der Fluß aber ruhig und
das Tal breit. Zahlreiche Städte, Dörfer und Fabriken säumen die Ufer ein.
Die Wutach ist der Abfluß des Feldsees, der am Fuße des Feldbergs liegt.
Der Fluß durchfließt den Titisee und tritt bei Neustadt in ein schluchtenartiges,
wildes Tal ein. Senkrecht steigen an manchen ©teilen die Felsen empor. Bei
Achdorf wendet sich der Fluß in verbreitertem Tale mit ruhigem Lauf nach Süden.
Moore und Seen. Zn flachen Mulden der Höhen sammelt sich das Wasser.
Lehmschichten, die aus verwitterten Gesteinen entstanden, lassen das Wasser nicht
eindringen. Auf den Sümpfen, die entstehen, siedeln sich Moose an, die das
Wasser mit einer grünen Decke überziehen. Moosschicht auf Moosschicht stirbt
ab und sinkt zu Boden, bis schließlich der Sumpf zugewachsen ist. Der Moor-
boden ist weich, oft schaut das dunkle Moorwasser zwischen dem Grün hervor.
Wie ein Schwamm saugt das Moor das Regenwasser ans und gibt es als
Duelle von sich. Die filzige Wurzelschicht der Moore wird als Torf verfeuert.
Man sticht den Torf, schneidet ihn und läßt ihn trocknen. Für welche Länder ist
Torffeuerung von Wichtigkeit?
Zu den vielgerühmten Schönheiten des Schwarzwaldes zählen die einsamen
Seen, in denen sich die bewaldeten Berge spiegeln. Zin nördlichen Schwarzwald
liegen Mummelsee und Herrenwiesersee, im Feldberggebiet Feldsee und Titisee.
Einst trugen die höchsten Berge des Schwarzwaldes jahraus, jahrein eine Haube von
vereistem Schnee. Die heruntergleitenden Eisinassen, die Gletscher, höhlten tiefe Becken aus,
in denen sich später die Gewässer der Berge sammelten. Ein solcher Gletschersee ist der Feldsee.
5. Die Pflanzenwelt des Schwarzwaldes. Höhe und Bodenbeschaffen-
heit bestimmen die Pflanzenwelt des Gebirges.
Die lößüberzogenen Vorberge imb die Talenden erfreuen sich eines reichen
Pflanzenkleides. Bis 400 m Höhe gehen Weinstock, Obstbäume und Getreide
mit. Kartoffel und Hafer gedeiheit noch auf mittleren Höhen. Die Berge selbst
sind von Wald bedeckt: dunkle Tannenforste wechseln mit grünen Weiden. Am
höchsten hinauf steigt die Rottanne. Die Gipfel der höchsten Schwarzwaldberge
sind baumlos und nur von niedrigen Pflanzen bewachsen.
Zeichne einen Berg mit den verschiedenen Pflanzengebieten!
6. Die Leute und ihre Beschäftigungen. Die Bevölkerung des Schwarz-
walds ist nur dünn gesät. Größere Menschenmengen wohnen nur ain Gebirgsrand
und in den breiten Tälern. Wein- und 'Obstbau bieten hier gute Erwerbsquellen.
Zm hohen Schwarzwald selbst wohnen nur wenige Menschen. Mit großer
Mühe haben auf den Höhen die ersten Ansiedler dem Boden oder dem Walde
dürftige Acker abgerungen. (Roben, reuten, Ortsnamen.)
Aber die mangelnde Wärme läßt kein reiches Erträgnis zu. Oft deckt
schon Schnee die Erde, ehe die Ernte in der Scheune ist. Anstelle des Ackerbaus
tritt im Schwarzwald deshalb die Viehzucht. Atif den Bergwiesen im mittleren
und südlichen Schmarzwald weiden im Sommer große Rinderherden.
Das Schwarzwaldhaus. Zn der Rheinebene schließen sich die inensch-
lichen Siedelungen, die Hätlser und Höfe zu geschlossenen Ortschaften zusammen
mit Straßen und Plätzen. Zm Schwarzwald finden wir aber noch viele einzel-
stehende Höfe, an den Berghalden zerstreut oder dem Latlfe eines Bächleins
folgend. Das alte Schwarzwaldhaus bietet ein anderes Bild als das Haus in