1916 -
Bühl (Baden)
: Konkordia-Verl.
- Autor: Mattes, Friedrich Wilhelm, Hüffner, Jakob
- Hrsg.: Jungmann, Ludwig, Kipphan, K., Eisinger, K., Reinfurth, Thomas
- Auflagennummer (WdK): 15
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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Wegen der Nähe der schlesischen Kohlenlager hat sich in Breslau das
Eisengewerbe entwickelt. Neben Gießereien und Maschinenfabriken finden sich
aber auch Fabriken, die Leder, Musikinstrumente und Möbel herstellen.
4. Die oberschlesische Platte (bei Tarnowitz). Am rechten Oberlauf der
Oder liegt eine mäßig hohe, einförmige Landplatte ohne Hügel und Berge.
Die Gesteinsschichten dieser Gegend bergen unermeßliche Lager von Kohle
und Zink, auch Eisen- und Bleierze finden sich. „Ein einziger Schacht erschließt
mitunter Zink, Blei und Eisen zugleich und führt dazu in das Kohlengebirge
hinab." Die Ausbeutung und Verwertung der Bodenschätze hat aus der Ober-
schlesischen Platte eine reiche Industrie und eine sehr dichte Besiedelung hervor-
gerufen. Das oberschlesische Lager liefert die zweitgrößte Kohlenmenge unter den
Kohlenbezirken Deutschlands. Die schlesischen Kohlen wandern nach Ostdeutschland,
Rußland und Österreich. Ein Kanal verbindet das Kohlengebiet mit der schiffbaren
Oder. Von den oberschlesischen Bergwerken stammt auch die Hälfte alles Zinks.
Wo noch vor wenigen Jahrzehnten Wälder und spärliche Acker sich dehnten,
liegen nun Hochöfen, Eisenwerke, Zinkhütten und Steinkohlenwerke. Große Städte
sind schnell emporgewachsen; der Mittelpunkt des Gebietes ist Königs Hütte.
Eintrag in die Produktentabelle! Eintrag in die Zndustrietabelle!
Vergleiche das Ruhrgebiet mit dem oberschlesischen Gebiet.
Norddeutschland.
Wenn wir vom bergigen Mitteldeutschland nach Norden wandern, gelangen
wir in ein flaches Land, das selten über 100 m Höhe emporsteigt. Das ist die
Norddeutsche Tiefebene, die von der Westgrenze Deutschlands bis zur Ostgrenze
zieht. Zm Norden schließen Nordsee und Ostsee das Tiefland ab.
Norddeutschland ist aber nicht eben wie ein Tisch; durch das große Gebiet
ziehen zwei Höhenrücken. Der südliche Höhenrücken begülnt mi.t der Ober-
schlesischen Platte und endigt in der Lüneburger Heide.
Der seenreiche nördliche Rücken zieht längs der Ostsee durch Ost- und
Westpreußen, Pommern, Mecklenburg und Schleswig-Holstein.
Bodenbeschaffenheit. Das feste Gesteiil des Bodens liegt in der Nord-
deutschen Tiefebene unter einer dichten Lehm- oder einer Sandschicht verborgen.
Nur an wenigen Stellen, wo die obere Schicht fortgespült wurde, tritt der Fels
zutage. Durch Bohrungen hat man festgestellt, daß Kalk, Kreide und Sandstein
die Grundlage bilden.
Eingebettet in Sand und Lehm oder hingestreut über die Ebene finden sich
zahlreiche Blöcke aus Granit und Gneis (Findlinge, erratische Blöcke).
Bei der Oberdeutschen Hochebene hörten wir von mächtigen Gletschern der Eiszeit, die
den Boden formten und die niedrigen Höhenrücken aufbauten. Man nimmt an, daß auch die
Norddeutsche Tiefebene ehedem von mächtigen Nordlandsgletschern bedeckt war. Zweimal war
Ostelbien vergletschert, Westelbien nur einmal. Die beiden Höhenzüge sind die Schuttplätze
der Gletscher, die in unendlicher Breite von Skandinavien herströmten. Tiefe Täler wurden
von den Eismassen ausgehöhlt; in mächtigen Strömen flössen die Schmelzwasser der Gletscher
am Moränenwall nach Westen, bis sie später einen Durchbruch nach Norden fanden.
Die Tierwelt, die zur Eiszeit Norddeutschland bewohnte, gleicht der nordischen Tierwelt
der heutigen Zeit; das beweisen zahlreiche Knochenfunde. (Vergleiche die Linzgauer Berge mit
dem südlichen Höhenrücken Norddeutschlands!)