1916 -
Bühl (Baden)
: Konkordia-Verl.
- Autor: Mattes, Friedrich Wilhelm, Hüffner, Jakob
- Hrsg.: Jungmann, Ludwig, Kipphan, K., Eisinger, K., Reinfurth, Thomas
- Auflagennummer (WdK): 15
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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Das Belgische Bergland hat Teil an den großen Kohlenlagern des Rheini-
schen Schiefergebirges, die auch bei Aachen und Dortmund abgebaut werden.
Auch Eisen, Zink und Blei finden sich im Boden.
Das Belgische Hügel- und Flachland wird von der Schelde bewässert, die
weit ins Land hinein für Seeschiffe fahrbar ist.
Vor dem Kohlengebirge liegt ein sehr fruchtbarer Lößstreifen; auch an den
Marschen hat Belgien teil; nur im Norden liegt ein unfruchtbarer Landstrich.
3. Wirtschaftsleben in Belgien. Das belgische Flachland ist ein Musterland des Acker-
baus. Selbst Geestgegenden finb hier zu fruchtbaren Feldern umgeschaffen worden.
Zur Landwirtschaft gesellt sich Industrie und Bergbau. Schon im Mittelalter war das
Tuchgewerbe in Belgien berühmt. Spitzen voir Brüssel, Brügge und Mecheln werden mit
hohen Preisen bezahlt. _
Im Anschluß an die Kohlen- und Eisenlager Belgiens hat sich eine ausgedehnte „Schwer-
industrie" entwickelt. Die Eisenwerke in Lüttich und Seraing stellen dieselben Fabrikate her
wie Krupp in Essen; sie liefern Schienen, Eisenplatten, Waffen, Kanonen.
Belgien ist durch seine Lage zwischen Deutschland und England, zwischen Frankreich
und Holland ein Land des Durchgangshandels geworden. Auch der Handel mit eigenen
Waren ist bedeutend. Das engste Eisenbahnnetz der Erde bedeckt daher Belgien; außerdem
hilft eine große Zahl von Kanälen zur Bewältigung des Verkehrs.
Der Seeverkehr Belgiens ist geringer; die Schiffe, die in dem Haupthafen Antwerpen
verkehren, tragen meist fremde Flaggein
Das wichtigste Handelsland für Belgien ist Deutschland. Belgien verkauft an Deutschland
mehr als an jeden andern Staat; Deutschland ist aber and) Belgiens größter Lieferant. Im
Jahre 1912 kaufte Belgien voll Deutschland für 493 Millioneil Mark Steinkohlen, Koks, Roh-
eisen und Maschinen. Deutschland kaufte von Belgieil für 386 Millionen Mark Wolle, Pferde,
Obst, Garne und dergl.
4. Die Leute. Fm Fahre 1830 riß sich das katholische Belgien von den
protestantischen Niederlanden los und bildete ein eigenes Königreich.
Zwei Stämmen gehören die Bewohner Belgiens an. Fm Norden wohnen die
germanischen Blamen, im Süden die französischen Wallonen. (Wallonen in
Baden.) Belgien ist am dichtesten bevölkert von allen Staaten Europas. Fn der
Fndustriegegend bei Lüttich drängen sich die Städte auf engem Raum.
Fm Hügelland liegt Brüssel, die gewerbereiche Hauptstadt des Landes mit
großen Kunstsammlungen. Die Unterstadt von Brüssel ist vlamisch; aber die
Oberstadt, der Sitz der Behörden und des Reichtums, liegt schon im französischen
Sprachgebiet.
An der Küste liegen Ostende, ein Weltbad, und das „tote Brügge."
Bor 400 Fahren war Brügge ein reicher Weltplatz; es wurde aber von
Antwerpen überflügelt und ist heute eine vergessene Stadt, in der nur wunder-
bare Paläste, Brücken und Straßen an die versunkene mittelalterliche Blütezeit
erinnert.
Der Handel Belgiens hat seinen Mittelpunkt in Antwerpen. Seit der
Trennung Belgiens von Holland erstarkt es; durch seine bessere Lage tritt es
neuerdings in lebhaften Wettbewerb mit Hamburg.
Das Geld: 1 Frank — 100 Cent — 81 Pfennig.
Das Großherzogtum Luxemburg ist ein kleines Landdreieck zwischen
Deutschland und Belgien. Seine Bevölkerung ist deutsch; es liegt auch inner-
halb der deutschen Zollgrenzen.
Luxemburg besitzt ein großes Eisenlager, dessen Erze nach Deutschland gehen.
Die Hauptstadt Luxemburg liegt zum Teil auf einem hohen Felsen; die
starken Befestigungen dieser ehemaligen preußischen Festung sind aber geschleift.
Eintrag in Deutschlands Handelstabelle!