1916 -
Bühl (Baden)
: Konkordia-Verl.
- Autor: Mattes, Friedrich Wilhelm, Hüffner, Jakob
- Hrsg.: Jungmann, Ludwig, Kipphan, K., Eisinger, K., Reinfurth, Thomas
- Auflagennummer (WdK): 15
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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kahle Oberfläche; es enthält jedoch die ausgedehnten Kohlen- und Eisenlager,
die zu Englands Reichtum führten. Auch Schottland zerfällt in einen niederen
Teil und ein Gebirgsland. Das schottische Niederland gleicht nach Entstehung
und Fruchtbarkeit der Rheinebene; es besitzt gleichfalls Kohlen- und Eisenlager.
Das schottische Hochland im Norden ist ein wildes Felsengebirge mit scharfen
Kämmen und tiefeingesägten Schluchten.
Die Gebirge Irlands liegen an der Küste; das Innere wird von einer Tief-
ebene eingenommen, aus der die Reste alter Gebirge emporragen. Zwischen dem
englischen Tiefland und dem nordfranzösischen herrscht große Ähnlichkeit. Wenn sich
das Meer nur 200 m senkte, würden Großbritannien und Irland eine einzige
Halbinsel bilden, die mit Frankreich, Deutschland und Jütland zusammen hinge.
Die Flüsse des Inselreichs können nur von kurzem Lauf sein; doch sind
sie wegen ihres Wasserreichtums und ihres geringen Gefälles vortreffliche Schiffahrts-
wege. Irlands Flüsse versumpfen an manchen Stellen, weil das Land zu eben
ist. Der wichtigste Fluß ist die Themse.
Das Klima des Inselreiches ist durch die Meeresnähe bedingt. (Seeklima.)
Welcher Punkt Englands ist am weitesten vom Meere entfernt?
Die häufige Bewölkung verhindert das Ausstrahlen der Wärme in den
Weltraum; die Wolke ist im Sommer ein Sonnenschirm, im Winter eine Decke.
Das Wasser speichert im Sommer die Sonnenwärme auf und gibt sie im Winter
wieder ab. Auf mäßig warme Sonuner folgen in England milde Winter. (Das
Meer als Wärmflasche.)
Die mittlere Jahrestemperatur beträgt an der englischen Küste 10 °.
Die 10° Isotherme läuft nicht westöstlich, sondern der Küste entlairg nordsüdlich. Verfolge
diese Linien ans der Temperaturkarte!
Welcher Unterschied in der Wärmeverteilung auf die Jahreszeiten herrscht aber zwischen
London und Freiburg?
Freibnrg: 18° im Sommer, 2° im Winter. (Landklima.)
England: 12° im Sommer, 8° im Winter. (Seeklima.)
In England reift daher wohl der Weizen, nicht aber die Traube, die heiße Sonuner
verlangt. An der südwestlichen Küste, die vom warmen Golfstrom bespült wird, überwintern
immergrüne Gewächse im Freien.
Die Regenmenge des Inselreichs ist sehr groß; namentlich das westliche Irland leidet
unter zuviel Niederschlügen.
4. Englands Wirtschaftsleben, a) Ackerbauer und Hirten. Vor der
Entdeckung Amerikas war England vom Weltverkehr abgeschlossen. Seine
Bemahlter bebauten das Land und züchteten auf den Weideflächen Schaf, Rind
und Pferd. Die Küstenbewohner heimsten als Fischer die Schätze des Meeres
ein, das zu manchen Zeiten „aus 3/4 Fischen und x/4 Wasser" besteht.
b) Bergleute und Industriearbeiter. In den Gebirgsländern bot die
Landwirtschaft nur kargen Ertrag; dort wandten sich deshalb viele Bewohner
dem Bergbau und der Industrie zu. Zu beiden Seiten des nordenglischen Gebirges
reihte sich bald Bergwerk an Bergwerk, Hochofen an Hochofen, Fabrik an
Fabrik. Anfänglich benützten die Engländer zum Schmelzen der Eisenerze das
Holz ihrer Wälder; erst als die reichen Waldungen verwüstet waren, griffen sie
zur Steinkohle. Weil Englands Boden Kohle und Eisen trägt, nahm die englische
Eisenindustrie einen mächtigen Aufschwung. Welche Gebiete Deutschlands besitzen Kohle
und Eisen? Welche Länder besitzen Kohle ohne Eisen? Welche Länder besitzen Eisen ohne Kohlen?)
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