1916 -
Bühl (Baden)
: Konkordia-Verl.
- Autor: Mattes, Friedrich Wilhelm, Hüffner, Jakob
- Hrsg.: Jungmann, Ludwig, Kipphan, K., Eisinger, K., Reinfurth, Thomas
- Auflagennummer (WdK): 15
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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meerbeherrschende Stellung zu brechen und seinen Handel zu vernichten, war das
Ziel Napoleons. Es reizte ihn, neue Taten zu vollbringen. „Tue ich eine Zeit
lang nichts", sagte er, „bin ich verloren; ich muß in den Orient gehen."
Hunderte von Frachtschiffen brachten 35000 Mann nach Ägypten. Von hier
aus wollte er ins britische Indien einfallen und die Herrschaft Englands vernichten.
Zu Land errang er einen glänzenden Sieg über die Türken bei den Pyramiden;
zu Wasser aber wurde die französische Flotte von den Engländern unter Admiral
Nelson vernichtet.
d) Der kluge Staatsmann. Inzwischen wurde Frankreich wieder in
einen Festlandskrieg mit Österreich, England und Rußland verwickelt und wiederholt
geschlagen. Diese Vorgänge riefen Napoleon in die Heimat zurück. Er bemächtigte
sich der Regierung und führte als Konsul die Staatsgeschäfte. Das Volk ver-
traute dem neuen Führer, es jubelte ihm zu: „Wir haben einen Herrn, er kann
alles, weiß alles, will alles!" Seinem eisernen Willen gelang es, in Frankreich
wieder Ruhe und Ordnung herzustellen. Die äußeren Feinde wurden besiegt,
die inneren mit Bajonetten niedergehalten. Der neue Gebieter Frankreichs schenkte
jedem Zweig der Staatsverwaltung seine volle Aufmerksamkeit. Er ordnete das
Geldwesen und ließ ein neues Gesetzbuch ausarbeiten. Er förderte Industrie und
Gewerbe, Handel imb Verkehr, sorgte für gute Straßen und für Kanäle. Frankreich
blühte wieder auf.
c) Der mächtige Kaiser. Das begeisterte Volk ließ seinen Liebling noch
höher steigen. Während das alte, deutsche Kaiserreich langsam zu Ende ging,
entstand jenseits des Rheins ein neues Kaiserreich: Napoleon setzte sich und
seiner Gemahlin am 2. Dezember 1804 die Kaiserkrone aufs Haupt „zur Be-
festigung des Staates und zur Sicherheit seiner Person." 1805 nahm er die
Königswürde von Italien an und schmückte sich in Mailand mit der Eisernen Krone.
Deutschlands Fall.
54. I. Die Auflösung des Deutschen Reiches.
1. Gebietsveränderungen im alten deutschen Reiche. Das siegreiche
Frankreich hatte vom willensschwachen deutschen Reiche einen schweren Friedens-
preis verlangt: das linke Rheinufer. „Ein schmählicher Iahrmarkt begann
mit Land und Leuten." Die 112 linksrheinischen Kleinstaaten wurden aufge-
hoben, von den Diebesbanden des Schinderhannes gesäubert und als ein Staat
mit einheitlichem Recht und Gesetz Frankreich einverleibt. Alle Fürsten, die
dabei Land verloren hatten, wurden auf dem rechten Rheinufer mit eingezogenen
Bistümern, Klöstern und freien Reichsstädten entschädigt. Baden erhielt für
seine linksrheinischen Verluste das Bistu in Konstanz, die rechtsrheinischen
Teile der Bistümer Basel, Straßburg und Speyer, die rechtsrheinische
Pfalz mit Mannheim, Heidelberg, Weinheim und Eberbach, Klöster und freie
Reichsstädte. Seine neuen Erwerbungen waren fünf mal so groß als die abge-
tretenen Gebiete. Mit dem Zuwachs war eine Rangerhöhung verbunden. Mark-
graf Karl Friedrich wurde Kurfürst. Durch die Neuregelung der Gebiets-
verhültnisse wurde die Zerrissenheit Deutschlands allmählich aufgehoben.
2. Der Krieg gegen Österreich, England und Rußland. Im Iahre 1805
kam es zu einem neuen Wafsengang. Die Angriffe Napoleons waren meistens