1916 -
Bühl (Baden)
: Konkordia-Verl.
- Autor: Mattes, Friedrich Wilhelm, Hüffner, Jakob
- Hrsg.: Jungmann, Ludwig, Kipphan, K., Eisinger, K., Reinfurth, Thomas
- Auflagennummer (WdK): 15
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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Grönlandwal
längere Zeit unter Wasser halten zu
können, sind die Lungen sehr groß, die
8-förmigen Nasenöffnungen leicht ver-
schließbar. Gewöhnlich hält sich der Wal
nur etwa 15—20 Minuten in der Tiefe
auf; daim steigt er wieder an die Wasser-
oberfläche empor, um zu atmen. Das
Atmen erfolgt unter großem Geräusch,
besonders das Ausatmen, bei dem die
eingepreßte, warme Luft, untermischt
mit Wasser, einer Dampfsäule gleich
heftig mis den Nasenlöchern ausgestoßen
wird. — Beim Schlaf liegt der Wal
regungslos und ruhig atmend an der
Oberfläche des Wassers. — Vor allzu-
großer Abkühlung ist er durch die brett-
dicke Haut und besonders durch die Speck-
schicht geschützt. Augen und Ohröffnungen
sind sehr klein; erstere stehen weit
hinten am Kops, nahe bei den Mund-
winkeln, letztere sind verschließbar. Das
Walfischweibchen bekommt etwa alle zwei Zahre nur ein Zunges von der Größe
eines starken Rindes. Es wird ein Zahr lang gesäugt, aufs sorgfältigste behütet
und nötigenfalls mit größtem Mute verteidigt. — Zufolge vielfacher Verfolgung
durch die „Walfischfänger" hat sich die Zahl der Walfische sehr vermindert,
besonders feit in neuerer Zeit der Fang durch schnelle Schiffe und mittels besonders
eingerichteter Kanonen betrieben wird, mit denen man den Wal schießt, ihn
nicht mehr, wie früher, „harpuniert". -Ein großes Tier liefert etwa 20000 kg
Tran und 1500 kg Fischbein im Gesamtwert von 20—30000 Mark.
guerseönitt durch)
den Kopf
4. Der Hering ist bei uns der bekannteste Meerfisch, ein allgemein beliebtes,
billiges Nahrungsmittel. Er bewohnt in unermeßliehen Scharen den nördlichen
Teil des Atlantischen Ozeans bis zur amerikanischen Küste hinüber, ist in der
Nordsee sehr häufig, in der Ostsee seltener, hält sich meist in der Tiefe auf und
kommt zur Laichzeit an die Küsten,
wo er in ungeheuren Mengen gefangen
wird. Die Fische werden sogleich auf
den Fangschiffen oder am Ufer — hier
meist durch Frauen und Kinder —
durch Ausnehmen und Einsalzen ((Ein=
pökeln) für den Versand oder für weitere
Verarbeitung (Räuchern, Einmachen
u. a.) hergerichtet. Alljährlich sollen etwa 10 Milliarden Heringe gefangen werden,
und sicherlich fallen noch mehr gefräßigen Meerestieren zur Beute. Dennoch hat
man noch nie ein Abnehmen ihrer Zahl bemerkt. Zhre Fruchtbarkeit ist ungemein
groß; ein einziges Weibchen (Rogner) kann jährlich 30—50000 Eier ablegen.
Nach Deutschland werden zu den von deutschen Fischern gefangenen jährlich
noch für etwa 40 Millionen Mark Heringe eingeführt.