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1. Badisches Realienbuch - S. 459

1916 - Bühl (Baden) : Konkordia-Verl.
459 5. Die Affen sind die bekanntesten Tiere südlicher Länder, merkwürdig vor allem durch die Menschenähnlichkeit mancher Arten, dann auch durch ihre Klugheit, ihre Nachahmungssucht, ihre Neugierde, ihre Lebhaftigkeit, ihre ungemein große Zärtlichkeit gegen ihre Zungen und noch eine ganze Reihe seltsamer Eigenschaften und Lebensgewohnheiten. Sie sind ausge- sprochene „Baumtiere", da sie hauptsächlich auf Bäumen ihre Nahrung finden, und vor allem vorzügliche Kletterkünstler. Einer der größten imb menschenähnlichsten Affen ist der Orang-Utan, der in den sumpfigen Wäldern der großen Inseln Borneo und Sumatra lebt. Meist hält er sich in Baumwipfeln auf, wo er sowohl durch die dichte Belaubung, als auch durch die rötlichbraune Färbung seines Haarkleids geschützt ist; er verzehrt Blätter, Knospen, Früchte, Rinde, auch Insekten und Vogeleier und baut sich hier ein großes Nest aus belaubteil Zweigen und Asten, in dein auch die Zungen zur Welt kommen. Für sein „Baumleben" ist er vor allein ein außerordentlich gewandter Kletterer. Sowohl die sehr langen, weitausgreifenden Vordergliedmaßen, als auch die kürzeren und schwächeren Hinterglieder, besitzen in ihren ziemlich gleichartig gebauten, nackten „Greifhänden", bezw. „Greif- süßen", vorzügliche Werkzeuge zum Greiseil und Festhalten. — Zur Bewegung auf dem Boden sind die Gliedmaßen weniger geeignet; hier ist der Orang-Utan viel unbeholfener, geht meist halbaufgerichtet aus allen Bieren mit eingeschlagenen Fingern, an denen er statt Krallen nur flache Nägel besitzt. — Die „Greif- hände" benützt er — wie alle Affen — auch zum Ergreifeil, Abpflücken, Fest- halten der Nahrung; mit ihnen führt er sie zum Munde; das nicht sehr weit gespaltene Mali! ermöglicht es ilicht, sie unmittelbar mit diesem zu ergreifen oder zu erschnappen. — Sein Gebiß ist ähnlich wie das des Menschen eingerichtet, aber weit stärker; besonders die Eckzähne sind groß lind treten stark hervor; die Schneidezähne sind schief nach vorn gestellt. Darum, imb weil das stärkere Gebiß größere und kräftigere Kiefer erfordert, steht der untere Gesichtsteil weit vor; dies ist umso ausfälliger, weil die Stirne niedrig und schief ist und die Augen tief lmter beu sehr stark ausgebildeten Stirnknochen liegen. Die Nase ist platt; die Nasenlöcher öffnen sich nach vorn; die Lippen sind dick und runzelig. Die ziemlich langen Haare, die das nackte und — wie die Hände und Füße — schiefergraue Gesicht umrahmen, bilden eine Art Bart. — Trotz aller dieser Sonderbarkeiteil zeigt das Gesicht des Orang-Utan unverkennbar menschenähnliche Züge; darum gaben ihm auch die eingeborenen malapischen Bewohner seiner Heimatgebiete den Namen Orang-Utan, d. h. Waldinensch, und sie erzählen von ihm, daß er wohl sprechen könne, es aber vermeide, um nicht arbeiten zu müssen. Die drolligen Affen, die von Kainel- und Bärentreibern noch hie und da, in Tierbuden und Tiergärten häufig gezeigt werden, sind meist Meerkatzenarten, langschwänzige Affen aus Mittelaffika und Possenreißer ersten Ranges; mit ihnen zeigt auch oft der kleine, unge- schwänzte türkische Affe seine Künste; letzterer ist die einzige Affenart, die auch auf europäischem Boden, auf der Felsenküste bei Gibraltar, vorkommt. An der Westküste Mittelafrikas leben zwei nahe Verwandte des Orang-Utan, der mannsgroße, sehr starke und wilde Gorilla und der etwas kleinere, fairste Schimpanse, das menschenähnlichste Tier. Ebendort und im Znnenr Afrikas haust der hundeähnliche, bunt- gefärbte, sehr häßliche und bösartige Pavian. Zn Südamerika lebt der Brüllaffe mit langem Greif- oder Wickelschwanz, der gleichsam eine fünfte Hand bildet, ebenso das zierliche Löwenäffchen. Auf Madagaskar und den indischen Znseln trifft man die fuchsähnlichen Halbaffen oder Makis, nächtliche Tiere, daher mit großen klugen, mit behaartem Gesicht und wolligem Pelz, zum Schutz gegen den starken Nachttau.
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