1890 -
Breslau
: Goerlich
- Hrsg.: Richter, Eugen, Hübner, Max
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
I
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Noblen; (an?) ist der Sitz des Oberprästdenten und liegt in prachtvoller
Gegend. Die Stadt ist stark befestigt; in Verbindung mit der auf steilem
Feisen gegenüber liegenden Festung Ehrenbreitstein bildet sie eine vorzügliche
Schntzwehr des deutschen Rheines. (40 000 E.)
Die bedeutendste Stadt der Rheinprovinz ist Köln (320 000 E.), eben-
falls eine starke Festung und eine bedeutende Handelsstadt. Köln gegenüber
liegt das ebenfalls befestigte Deutz.
Seit uralter Zeit bestanden an diesem günstigen Platze Ansiedelungen; die Römer
erbauten hier eine Burg und Stadt, die rasch emporwuchs. Im zwölften Jahrhundert
wurden die Reliquien der hl. drei Könige nach Köln gebracht, weshalb unzählige Pilger
aus allen Ländern Europas dorthin wallfahrteten. Später wurde Köln eine mächtige
Handelsstadt und besaß eine hochberühmte Universität. Am Anfange unseres Jahrhunderts
hatte die Stadt jedoch gar viel von ihrem Reichmm und ihrer Macht eingebüßt, und erst
unter preußischer Herrschaft nahm sie wieder neuen Aufschwung.
Kirchen und Heiligtümer sind das Sinnbild der Stadt; berühmt in ganz
Deutschland ist der Dom zu Köln. Im Jahre 1248 begann der Bischof von
Köln „den großen, köstlichen, edlen Bau, den Dom". Erst im Jahre 1880
wurde der Ban ganz vollendet und in Gegenwart des deutschen Kaisers ein-
geweiht. Der Dom zu Köln gehört zu den größten Bauwerken der Erde;
feine Türme sind 157 m hoch; seine Länge beträgt 132, die Breite 44 m.
Der kostbarste Schatz desselben sind die Gebeine der hl. drei Könige, welche
in einem prachtvollen Schreine ruhen. Die große Domglocke wiegt 25 000 kg;
sie ist ans dem Metall erbeuteter französischer Kanonen gegossen. In Bonn
befindet sich die Hochschule der Provinz.
Der Regierungsbezirk Mffeldorf (160 000 E.) ist der bevölkertste des
preußischen Staates. Düsseldorf ist berühmt durch eine Malerschule. Krefeld
(107 000 Einwohner) hat bedeutende Samt- und Seidenfabriken. Der
Mittelpunkt der Gewerbthätigkeit ist das Thal der Wupper, in welchem gute
Wasserkräfte vorhanden sind. Hier liegt die Doppelstadt Elberfeld-Barmen
mit 270000 Einwohnern, die sich mit Spinnen, Weben, Bleichen und Färben
von Leinen-, Baumwollen- und Seidenstoffen beschäftigen. — In Solingen
werden besonders Schwerter, Messer und Werkzeuge verfertigt; die Solinger
Klingen haben eine fast unnachahmliche Güte; man versteht sie so zu härten,
daß sie Eisen durchhauen können, ohne eine Scharte zu bekommen.
In der Stadt Essen (100 000 E.) befindet sich die größte Fabrik der Erde, die
Gußstahlfabrik von Alfred Krupp. Hier werden unter anderem die Kanonen für die
meisten Länder der Erde, ferner Schiffspanzer re. hergestellt. In den Gruben und der Fabrik
von Alfred Krupp finden gegen 20 000 Arbeiter Beschäftigung; die größeren Werkstätten
der Fabrik sind durch Eisenbahnen von zusammen 59 km Länge mit einander verbunden.
Für die Arbeiter wird aufs beste durch verschiedene erprobte Einrichtungen gesorgt.
Aachen (110 000 E.) ist die uralte Residenz Karls des Großen. Hier
wurde er auch begraben, und durch fast 800 Jahre wurden die deutschen Kaiser
zu Aachen gekrönt. In Aachen und der Umgegend wird viel Tuchsabrikation
getrieben.
Trier (40 000 Einw.) ist vielleicht die älteste Stadt Deutschlands. Noch
heute findet man gewaltige Überreste römischer Bauten; die Domkirche wurde
im 4. Jahrhunderte gebaut. Im Dome wird der heilige Rock aufbewahrt, den
Christus einst getragen und den die heilige Helena nach Trier gebracht haben
soll; auch audere wichtige Reliquien finden sich dort. An der Saar liegen
Saarbrücken, mit starkem Steinkohlenbergbau, und die Festung Saarlouis.