1890 -
Breslau
: Goerlich
- Hrsg.: Richter, Eugen, Hübner, Max
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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wollen daran verdienen. Die meisten Schiefertafeln, welche die deutschen Schul-
kinder benützen, kommen aus Sachsen-Meiningen. Die bedeutendsten Städte
sind Meiningen und Hilüburgljnnsen.
5. Sachsen-Allenöurg (1300 qkm mit 180 000 Einw.) besteht aus
zwei Teilen. Der westliche wird von der Saale durchflossen und von den
Bewohnern Holzland genannt; denn die Hügel sind mit schönen Wäldern
bedeckt, die den Bewohnern Holz, Beeren und Arbeitsgelegenheit geben. Der
Ostkreis aber heißt Kornland; denn hier finden sich aus fruchtbarem Boden
reiche Felder und üppige Weiden. Die Altenburger Bauern sind slawischen
Ursprungs; sie haben noch ganz eigenartige Kleidung und Gebräuche. Bei
Hochzeiten und Kirchweihfesten geht es hoch her, denn die Landleute sind
wohlhabend und lieben es, ihren Wohlstand zu zeigen. Die Hauptstadt des
Landes ist Altenburg.
7. Dis: sieben deutschen Fürstentümer.
1. Sckwarzburg-Sondershausen (860 qkm mit 80000 Einw.) wird von den
Ausläufern des Thüringer Waldes durchzogen. Die Hauptstadt Sonders hausen hat
eine sehr anmutige Lage. Nördlich von derselben liegt der Kyffhäuser, mit einem sehr
schönen Denkmal Kaiser Wilhelms I. 2. Schwarzvurg-Zkudotstadt (940 qkm mit
90000 Einw.) wird in eine fruchtbare Unterherrschaft und in eine gebirgige und wald-
reiche Oberherrschaft eingeteilt. Die Hauptstadt Rudolstadt liegt an der Saale und ist
von schönen Gärten umgeben. 3. Jleuß-Kreiz oder Reuß älterer Linie (316 qkm mit
70000 Einw.) liegt an der Weißen Elster. Das Land ist meist bewaldet, daher reich an
Holz, dagegen liefert der Boden trotz sorgfältigen Anbaues nicht das erforderliche Getreide.
In der Hauptstadt Greiz werden viele baumwollene, wollene und seidene Gewebe ver-
fertigt. 4. Aeuß-Schlei; oder Reuß jüngerer Linie (825 qkm mit 132000 Einw.)
bestand ehemals aus drei Fürstentümern. Es ist ein fruchtbares und wohlangebautes
Ländchcn. Die größte Stadt ist Gera, wo besonders viel Wollwaren und Stoffe für
Damenkleider hergestellt werden. 5. Lippe-Setmold (1200 qkm mit 135 000 Einw.)
liegt am Teutoburger Walde; die Bewohner des Landes sind meist Reformierte. Sie be-
schäftigen sich vorwiegend mit Landwirtschaft, besonders mrt Flachsbau. In der Nähe
der Hauptstadt Detmold erhebt sich auf der Grotenburg das Hermannsdenkmal zur
Erinnerung an den Sieg der Deutschen über die Römer (9 n. Chr.). 6. Schaumöurg-
Lippe (340 qkm mit 42 000 Einw.) liegt nördlich von Lippe-Detmold. Im Süden
streicht ein Gebirgszug hin, in welchem Steinkohlen gegraben werden. Hauptort Bücke-
burg. 7. Das Fürstentum Watdeck (1120 qkm mit 60 000 Einw.) liegt zwischen
Westfalen und Hessen-Nassau. Es ist von Gebirgen durchzogen, welche Eisen, Kupfer,
Schiefer und Marmor liefern; der Ackerbau steht in hoher Blüte. Die Residenz des
Fürsten ist Arolsen. Berühint ist das am Lippeschen Fürstentum gelegene Bad
Pyrmont, das von schönen Buchenwäldern umgeben ist. Jährlich kommen über
7000 Kranke dahin, um das heilkräftige Wasser des Stahlbrunnens zu Kinken, und gegen
300 000 Flaschen desselben werden nach allen Himmelsgegenden versendet.
8. Das Reichsland Elsaß-Lothringen.
(14 510 qkm mit 1 650 000 Einw.)
Im Mittelalter erstreckte sich die Grenze des Deutschen Reiches weiter nach Westen
als jetzt. Als aber die deutschen Fürsten uneinig und Deutschland dadurch schwach wurde,
benützten dies die Franzosen, um ehemals deutsche Gebiete in Besitz zu nehmen und
womöglich das französische Gebiet bis zum Rheine auszudehnen. So nahmen sie vor
200 fahren das Elsaß und die Freie Reichsstadt Sttaßburg weg; später eigneten sie sich
auch Lothringen an. Nach den großen deutschen Siegen 1870/71 aber kam das ganze
Elsaß und ein Teil von Lothringen an Deutschland zurück. Das Land steht unter dem
Deutschen Kaiser und wird durch einen Statthalter verwaltet.
a. Elsaß ist etwas größer als Hessen; es liegt zwischen dem Wasgen-
walde und dem Rhein.