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1. Realienbuch für mehrklassige Schulen - S. 60

1890 - Breslau : Goerlich
Ii 60 durch die Wälder, und auf unzähligen Wagen folgten ihnen die schmutzigen Weiber und Kinder. Krieg und Raub war ihre höchste Lust; besonders gierig waren sie nach Gold. Von Religion und Tugend hatten sie kaum einen Begriff. Sie besiegten und verdrängten zuerst die deutschen Volksstämme, welche zwischen Donau und Don wohnten, und ließen sich in diesem Gebiete nieder. Jene Deutschen aber zogen nach der Balkanhalbinsel, nach Italien, Spanien und sogar nach Afrika; das römische Reich, zu welchem alle diese Länder gehörten, geriet in große Bedrängnis. 2. Attilas Raubzüge. Nachdem die Hunnen fast siebzig Jahre in ihren Wohnsitzen im heutigen Ungarn geblieben waren, ergossen sie sich aufs neue über Europa. An ihre Spitze trat ein gewaltiger Eroberer, namens Attila, der sich selbst die „Gottesgeißel" nannte. Dieser furchtbare Herrscher war klein von Wuchs, hatte einen großen Kopf, tiefliegende und wilde Augen und fast gar keinen Bart. Sein Aussehen war so furchtbar, daß selbst sein eigener Sohn kaum das Auge vor ihm aufzuschlagen wagte. Obgleich er ungeheuere Reichtümer zusammengeraubt hatte, lebte er sehr einfach; während seine Gefährten aus goldenen und silbernen Gefäßen tranken und speisten, blieb er seinen hölzernen Geräten treu; an seinem Schwerte und seinen Kleidern duldete er weder Gold noch Edelsteine. Attila dehnte seine Herrschaft über einen Teil des östlichen Europa und über die germanischen Völker bis zur Elbe aus, dann zog er mit einem ungeheueren Heere, das bis aus 700 000 Mann anwuchs, nach Deutschland und von da nach Gallien, dem heutigen Frankreich. Überall wurde das Land schrecklich verwüstet, die Menschen flohen aus Furcht vor der Grausamkeit Attilas in die Wälder. Bei Chalons traten endlich ein deutscher König und ein römischer Feldherr dem Attila entgegen, und eine furchtbare Schlacht entbrannte. Gegen 180 000 Menschen ver- loren das Leben; Attila wurde besiegt. Er starb bald darauf. 3. Ende der Völkerwanderung. Um das Jahr 500 nach Christus be- standen in Europa folgende Reiche und Völker: 1. Das große oströmische Kaisertum, welches fast die ganze Balkanhalbinsel und die heutige asiatische Türkei, Teile von Ungarn und Italien umfaßte. 2. Das Reich der Ostgoten in Italien. 3. Das Reich der Westgoten in Spanien. 4. Das Reich der Franken, welches das Gebiet des Rheines und den Norden Frankreichs umfaßte. 5. Das Reich der Angeln und Sachsen in England. 6. Die slavischen Reiche, die westlich bis zur Elbe und Saale reichten. 4. Folgen der Völkerwanderung. a. Sitten und Sprache. Durch die Völkerwanderung hatten germanische Völker einen großen Teil des ehemals römischen Reiches erobert. . Die Bewohner dieser Länder waren größtenteils schon Christen; sie waren auch weit höher gebildet als die deutschen Eroberer. Von den Überwundenen lernten die Herrscher vieles. Die fortwährenden Kriege ganzer Stämme hörten aus, ein Teil der freien Männer gewöhnte sich an friedliche Beschäftigung. Der Acker wurde sorgfältiger bebaut und brachte mehr Ertrag; den Obst- und Weinbau lernten die Deutschen jetzt kennen; auch in der Viehzucht gab es manche Verbesserungen. Die Häuser des Landmanns waren größer und besser gebaut, auch bildeten sich schon einige Hand- werke aus (Schmiede, Zimmerleutc). Man lernte in den Bergen nach Erzen graben. Vor allem lernten die Deutschen geordnet fechten und nahmen bessere Waffen an. Die Sprache der Römer war die lateinische gewesen; aus dieser entstand die italienische, französische und spanische Sprache. Die Vornehmen und Gelehrten sprachen auch später meist lateinisch; das Deutsche blieb die Volkssprache. b. Lehnsversassung. Wenn die Deutschen ein Land eroberten, nahmen sie^die Hälfte oder zwei Drittel alles angebauten Landes für sich. Einen großen Teil dieses eroberten Landes erhielt der König. Dieser gab nun den Tapferen und Treuen aus seinem Gefolge größere oder kleinere Güter, entweder auf Lebenszeit oder erblich. Gleichzeitig verlieh er ihnen auch Titel und Würden, z. B. Herzog, Graf u. s. w. Diese Adligen hatten • einen höheren Rang und weit größeres Besitztum als die freien Bauern. Dafür waren sie dem Könige zu besonderer
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