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1. Realienbuch für mehrklassige Schulen - S. 72

1890 - Breslau : Goerlich
Ii 72 störten den Handel der Städte; dagegen vereinigten sich die Städte zu Bündnissen, die bald sehr mächtig wurden. Das Volk verlangte immer dringender nach einem thatkräftigen Kaiser, die Fürsten mußten diesem Verlangen endlich nachgeben und wählten 1273 den Grafen von Habsburg zum Kaiser. 2. Die Kaiserwahl. Rudolf von Habsburg war schon 55 Jahre alt, als er zuni Kaiser gewählt wurde. Weit und breit verehrte man ihn als einen tapferen, frommen und tugendhaften Mann, der stets Biedersinn und echt deutsche Redlichkeit gegen Freunde und Feinde bewiesen hatte. (Vergl. Schil- lers Gedicht „Der Graf von Habsburg".) Die Krönung fand nach alter Sitte in Aachen statt; ungeheuer war der Zudrang von Menschen. Das Gefolge der Kurfürsten allein bestand aus 20 000 Personen. Rach der Krönung begaben sich die Fürsten in die Kirche, um die Belehnung zu empfangen; allein als sie schon am Altare standen, ver- mißte man das Reichszepter, auf welches der Eid geleistet werden mußte. Rudolf ergriff jedoch ein Kruzifix, küßte es und sprach: „Dieses Zeichen, durch welches die Welt erlöset wurde, wird wohl auch die Stelle eines Zepters ver- treten können." Die Fürsten küßten ebenfalls das Kreuz und leisteten willig den Eid. 3. Kampf gegen Ottokar von Böhmen. Einen mächtigen Gegner fand Rudolf in König Ottokar von Böhmen. Dieser hatte Österreich, Steier- mark, Kärnten und Krain zu seinen Erblanden Böhmen und Mähren hinzu- gefügt. Rudolf forderte Ottokar auf, jene Länder zurückzugeben, da sie zum deutschen Reiche gehört hatten. Der stolze König weigerte sich jedoch, sich dem Befehle Rudolfs zu unterwerfen, und so kam es zum Kriege. In der Schlacht auf dem Marchfelde (1278) verlor Ottokar Krone und Leben. Rach dem Siege überließ Rudolf die Länder Böhmen und Mähren dem Sohne Ottokars; Österreich, Steiermark und Krain aber gab er an seine Söhne und legte dadurch den Grund zur Macht des Hauses Habsburg. 4. Zorge für Kühe im Lande. Große Sorge verwendete Rudolf von Habsburg auf Herstellung von Ruhe und Ordnung im Lande. Unermüdlich durchzog er das Reich und strafte streng alle diejenigen, welche sich gegen die Gesetze vergingen. Auf dem Reichstage in Erfurt ließ er nicht weniger als 29 gefangene Raubritter hinrichten; in Thüringen machte er 66 Raubschlösser der Erde gleich. Daher gab man ihm den Ehrennamen „Wiederhersteller Deutschlands" und „das lebendige Gesetz". 5. Persönlichkeit. Nach seiner äußeren Gestalt war Rudolf schlank und hochgewachsen, sein Antlitz war einnehmend und regelmäßig, nur seine Nase war von ungewöhnlicher Länge. In seiner Lebensweise war er sehr einfach; in Speise und Trank zeigte er sich sehr mäßig und war in Wohnung und Kleidung ein Feind alles Glanzes. Auf einem Feldzuge litt das ganze Heer sehr unter dem Mangel an Trinkwasser. Endlich brachte ein Krieger eine Flasche Wasser, die er einem Bauern abgenommen hatte. Rudolf aber rührte das Wasser nicht an, sondern sprach: „Ich fühle keinen Durst für mich, sondern für meine lieben Kriegsgefährten." — Aus demselben Feldzuge waren keine Lebensmittel vorhanden, und die Umge- bung war in großer Sorge. Rudolf aber holte Rüben vom Felde, verzehrte sie roh und tröstete seine Umgebung mit den Worten: „So lange wir die noch haben, werden wir nicht verhungern." Gegen seine Unterthanen war Rudolf sehr herablassend und leut- selig. Als seine Kriegsleute einen armen Mann abweisen wollten, verwies er es ihnen mit den Worten: „Bin ich denn König, um mich einschließen zu lassen?"
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