1890 -
Breslau
: Goerlich
- Hrsg.: Richter, Eugen, Hübner, Max
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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Eine solche Mischung heißt „Legierung". Silberne oder kupferne Geräte werden „ver-
goldet", d. h. man überzieht sie mit einer dünnen Goldschicht. Das Verfahren, welches
man hierbei anwendet, ist sehr verschieden.
Gdle Metalle. Sie rosten weder an der Luft, noch im Wasser. Es ge-
hören hierher außer dem Golde: das Platin, das Silber und das Quecksilber. Das
Platin hat eine weißglänzende Farbe; es ist noch schwerer als Gold (fpez. Gew. 21)
und fast unschmelzbar. Man findet es am Ural und verwendet es zur Anfertigung
von Schmelztigeln und Geräten, die eine große Hitze aushalten müssen. — Das
Silber ist weiß, weniger schwer (spez. Gew. 10'/¡¡), aber härter als Gold. Es kommt
selten rein, sondern meist „vererzt" vor. Erze sind Verbindungen eines Metalls mit
andern Körpern, z. B. Schwefel, Arsen, Sauerstoff, aus denen das reine Metall auf
verschiedene Weise gewonnen werden kann. — Das Quecksilber ist silberweiß und
tropfbarflüssig. Bei großer Kälte wird es hart und läßt sich schmieden. Ju großer
Hitze verwandelt es 'sich in Dampf. Mit den edlen Metallen verbindet es sich leicht
und löst sie vollständig auf. Eine solche Verbindung heißt „Amalgam". Man benützt
es daher, um Gold und Silber von Beimischungen zu trennen. Die Rückseite der
Spiegel ist mit einem Amalgam aus Zinn und Quecksilber belegt. Quecksilber ist
sehr giftig.
Aufgaben. 1. Welche Reichsmünzen sind aus Gold gefertigt? welche aus
Silber? 2. Was sind Erze? 3. Was ist Amalgam? 4. Was ist eine Legierung?
5. Vergleiche Gold, Silber, Platin und Quecksilber!
2. Pas Gisen.
Eisenerze. Das Eisen kommt nur in den Meteorsteinen gediegen
vor. Mit andern Körpern verbunden ist es das verbreitetste Metall. Die
meisten roten, braunen und gelben Steine verdanken ihre Farbe einem
Gehalt von Eisen. Manches Quellwasser ist von Eisenrost ganz gelb
gefärbt. Auch in den Pstanzen und im Blute und Fleische der Menschen und
Tiere ist Eisen vorhanden. — Eisenerze finden sich in fast allen Ländern
der Erde. Sie werden bergmännisch gewonnen, d. h. die Bergleute graben
zuerst senkrechte, brunnenartige Vertiefungen (Schachte) und sobald sie Eisen-
erze finden, wagerechte Gänge (Stollen). Wenn Schachte und Stollen
nicht durch festes Gestein gehen, müssen sie ausgevtauert oder ausgezimmert
werden, uni nicht einzufallen. Das in die Bergwerke eindringende Wasser
wird durch Dampfmaschinen ausgepumpt. Die erzhaltigen Gesteine werden
mit Hammer und Meißel losgeschlagen, oder mit Pulver oder Dynamit los-
gespreugt. — Die wichtigsten Eisenerze sind: Magneteisenstein, Roteisenstein,
Spateisenstein, Brauneisenstein, roter und gelber Thoneisenstein und Rasen-
eisenstein.
Üfldjäfvtt. Die au- den Bergwerken zutage geförderten Eisenerze werden
zu kleinen Stücken zerstampft und dann oft geröstet. Das „Rösten" geschieht in der
Weise, daß die Erze mit Holz schichtenweise aufgehäuft werden und das Holz dann ange-
zündet wird. Durch das Rösten werden die Erze mürber, auch wird aus ihnen Kohlen-
säure und Wasser ausgetrieben. Die gerösteten Erze kommen in den Hochofen. Dieser
ist etwa 15—25 nr hoch, hat äußerlich die Gestalt eines abgestumpften Kegels und ist
aus feuerfesten Steinen erbaut. In der furchtbaren Hitze des Hochofens schmelzen
die Erze. Die in den Erzen enthaltenen Steinmassen sind entweder Quarz oder
Kalk, welche beide für sich unschmelzbar sind. Man muß also den quarzhaltigen Erzen
Kalk und den kalkhaltigen Quarz zusetzen (Zuschlag). Das Innere des Hochofens
wird nun derart ausgefüllt, daß immer eine Schicht Kohlen und eine Schicht Erze
mit dem Zuschlag abwechseln. Run wird die Masse von unten in Brand gesetzt und
durch Gebläse das Feuer so geschürt, daß die Erze und beigemengten Gesteine
schmelzen. Die quarzigen Bestandteile der Erze bilden mit dem Kalkstein die söge-