1913 -
Frankfurt a.M.
: Diesterweg
- Hrsg.: Stridde, H., Herrmann, Fritz, Schulze, Otto, Plönnigs, A., Hupfeld
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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nein, alle Kontore zeigten ihn in ihren Wappen, wo der norddeutsche Kauf-
mann den Fuß hinsetzte, brachte er den deutschen Namen zu Ehren, und er
flößte zusammen mit dem süddeutschen dem Nuslande noch lange Zeit hohe
Bewunderung der deutschen voltstraft ein, als das Neich schon zur Ohnmacht
herabgesunten war. Erst als der deutsche Handel erlahmte, ertannten die aus-
wärtigen Wächte klar die Schwäche Deutschlands. Überall in der Fremde hielten
die Hansen heimische Sitte und Sprache fest und duldeten feine Mischung mit
den Fremden. Klagten doch die in Skandinavien angesessenen Deutschen, daß
die hansischen sie nicht für voll ansehen wollten. Ortsnamen der fremden
Länder wurden dem deutschen Wunde zurechtgemacht. Nls die Lübecker einmal
den englischen König ärgern wollten, schrieben sie ihm einen Brief in deutscher,
statt in der im Verkehr damals üblichen lateinischen Sprache, was die hansischen
auch leisteten, führten sie stolz auf ihre deutsche Nrt zurück und sahen in ihr die
starken wurzeln ihrer Kraft. So senkte die Hansa ein schönes Neis deut-
schen Sinnes in das herz unseres Volkes, das auch die traurigsten Zeiten
nicht gänzlich ausrotten konnten.
Der durch die Kreuzzüge veranlaßte großartige Aufschwung des Handels
gab die Veranlassung zur Gründung des großen Handelsbundes der deutschen
Hansa. Wan gibt das Zahr 1241 an, doch bestanden kleinere Städtebündnisse
schon früher, über alle sind Verteidigungsbündnisse gegen Fürsten
und Vasallen, nicht Verträge zu gemeinsamem Handel, denn jede Stadt
hatte und pflegte seine besonderen Handelsinteressen, oft im Gegensatz und
im Konkurrenzkämpfe mit den Nachbarstädten. Jede Stadt erstarkte für sich
allein, in bewußtem Gegensatze zu anderen. Gleichwohl aber gab es der
gemeinsamen Interessen genug, namentlich zu Schutz und Trutz, durch die sie
vereinigt und zusammengehalten wurden.
Nusdehnung: Wittelmeer und Nordmeer, Landhandel und Seehandel,
Oberdeutsche und Niederdeutsche, Goldwährung und Silberwährung stehen in
ständigem Verkehr und Austausch. Die großen Binnenmärkte Ulm,Augsburg,
Nürnberg, Basel, Straßburg, wainz, Regensburg, Frankfurt
stehen im Verkehr mit dem südländischen Kaufmann und handeln über die
großen warktstädte Witteldeutschlands, über Köln, Dortmund, Soest,
Erfurt, Halle, Leipzig, Magdeburg hinweg nach den Zentralen des
Nordlandes und des Nordmeeres, nach Lübeck, Lüneburg, Bardewick,
Wismar, Rostock, Stralsund, Greifswald, Stettin, Danzig,
Reval, Riga, bis tief hinein in das herz Rußlands, bis Nowgorod, und
über die Ostsee hinweg nach Gotland, wisbg, Bergen, bis hin nach
Holland (Brügge, Amsterdam) und England (London).
Überall herrschte der Hanseat, überall wußte er sich den Verhältnissen
anzubequemen,- er kaufte in Nowgorod pelzwerk, wachs und häute des Ostens,
in Gotland die Fische und Felle des Nordens und verkaufte in seinem Stahl-
hof in London Getreide, weiße Falken, Hermelin, Heringe und Seehundspeck
aus der Ostsee — überall in anderer wünze und doch überall mit Vorteil und
Gewinn. Überall hatte der deutsche Kaufmann seine Höfe und hallen, fest
ummauert und geschützt. Zu den ältesten Höfen in der Fremde gehört die Gild-
halle in London, der berühmte Stahlhof an der Themse (vor 1157),- wenig
jünger war die Zentralhalle alles Landhandels in Brügge,- noch älter die An-
siedlung auf Gotland in der Stadt wisbg. Der deutsche Kaufmann von Got-
land rüstete Flotten, führte Kriege und schloß Verträge mit Fürsten und Königen.
Die Ostsee war überhaupt die große Nährmutter des hanseatischen Handels
für den weiten Kranz der Nordstädte; denn damals war die Ostsee der große