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1. Diesterwegs Realienbuch - S. 169

1913 - Frankfurt a.M. : Diesterweg
169 (Ein Brief Molikes an feinen Bruder. Versailles, den 22. Dezember 1870. Lieber Adolf! Gestern haben die Franzosen wieder mit großem Aufwand von Mitteln einen ihrer vergeblichen versuche gemacht, auszubrechen. Ivie die Hühner durch Gackern verkünden, daß sie ein Ei legen wollen, so zeigen die pariser ihre übsicht durch ein wütendes Kanonenfeuer aus allen Forts an. Am vormittag fanden dann Truppenbewegungen statt, die jedoch sogleich als Scheinbewegungen erkannt wurden. Dem wahren Angriff in nordöstlicher Richtung waren schon abends zuvor unsere Reserven entgegengestellt. Dort griffen volle drei fran- zösische Divisionen an und wurden an allen Punkten zurückgeschlagen, Abends halten wir alle Stellungen wieder beseht, und ich bin neugierig auf die nächste Siegeskunde aus Paris. Die allgemeine Sehnsucht nach Beendigung dieses furchtbaren Krieges läßt in der Heimat vergessen, daß er erst fünf Monate dauert: man hofft alles von einer Beschießung von Paris, von drei Seiten sind mir schon die Verse zugeschickt: Guter Moltke, gehst so stumm immer um das Ding herum. Bester Moltke, sei nicht dumm, mach' doch endlich: bum bum bum! Die Not in Paris ist sehr groß und steigt von Tag zu Tag. Nahrungsmittel werden mit jedem Tage seltener. Oer preis für ein gewöhnliches Essen ist un- erschwinglich. Fast alle Tiere des Zoologischen Gartens sind verzehrt worden. Hunde und Katzen sind Seltenheiten geworden. Unter der armen Bevölkerung ist die Sterblichkeit eine sehr hohe. So wird wohl schon die Not die Übergabe herbeiführen. Dein Bruder Helmut. Proklamation -es Deutschen Kaiserreichs (18. Januar 1871). An das deutsche Volk! wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen, nachdem die deutschen Fürsten und freien Städte den einmütigen Ruf an uns gerichtet haben, mit Herstellung des Deutschen Reiches die seit mehr denn 60 Jahren ruhende deutsche Kaiserwürde zu erneuern und zu übernehmen, und nachdem in der Verfassung des Deutschen Bundes die entsprechenden Bestimmungen vorgesehen sind, bekunden hiermit, daß wir es als eine Pflicht gegen das gemeinsame Vater- land betrachtet haben, diesem Rufe der verbündeten deutschen Fürsten und Städte Folge zu leisten und die deutsche Kaiserwürde anzunehmen. Demgemäß werden wir und unsere Nachfolger an der Krone Preußens fortan den kaiserlichen Titel in unseren Beziehungen und Angelegenheiten des Deutschen Reiches führen und hoffen zu Gott, daß es der deutschen Nation gegeben sein werde, unter dem Wahrzeichen ihrer alten Herrlichkeit das Vaterland einer segensreichen Zu- kunft entgegenzuführen, wir übernehmen die kaiserliche würde in dem Be- wußtsein der Pflicht, in deutscher Treue die Rechte des Reiches und seiner Glieder zu schützen, den Frieden zu wahren, die Unabhängigkeit Deutschlands, gestützt auf die geeinte Kraft seines Volkes, zu verteidigen, wir nehmen sie an in der Hoffnung, daß dem deutschen Volke vergönnt sein wird, den Lohn seiner heißen und opfermütigen Kämpfe in dauerndem Frieden und innerhalb der Grenzen zu genießen, welche dem vaterlande die seit Jahrhunderten entbehrte Sicherung gegen erneute Angriffe Frankreichs gewähren. Uns aber und unseren Nachfolgern an der Kaiserkrone wolle Gott verleihen, allzeit Niehrer des Deutschen Reichs zu sein, nicht an kriegerischen
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