1913 -
Frankfurt a.M.
: Diesterweg
- Hrsg.: Stridde, H., Herrmann, Fritz, Schulze, Otto, Plönnigs, A., Hupfeld
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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eigentliche Halbinsel (Mittel- und Süditalien), o) die Inseln. — a) Oie Po-
Tiefebene: früher große Meeresbucht, jetzt ausgefüllt durch Gletscherschutt und
Flußschlamm, wächst immer mehr nach Osten vor (fortwährend sich bildende
Nehrungen, dahinter Strandseen oder Lagunen, allmählich festes Land —
Venedig, Navenna!): reiche Bewässerung durch Flüsse (Po mit Tessin, Adda,
Mincio: Etsch) und Seen (Lago Maggiore, Eomersee, Gardasee),- geschützte
Lage gegen Norden und Süden (nicht zu kalt und nicht zu heiß),- reichliche
Niederschläge (vielfach auch künstliche Bewässerung), daher die Tiefebene
außerordentlich fruchtbar, mit reichen Erträgen: auf Ackern Weizen,
Neis, Mais („Rornkammer Italiens"): auf wiesen saftiges Gras (sechsmal
und öfter im Jahre zu mähen), blühende Viehzucht (Büffel, Esel, Maultiere),
besonders aber Geflügelzucht,- in Hainen Maulbeerbäume, Lorbeer, Mgrten,
Zupressen, Pinien, Palmen,- an kühleren hängen: Eichen, Buchen, edle
Rastanien, und überall von Baum zu Baum der rankende wein,- in den ge-
schützten Seengebieten (wunderbare Paradiese!) Orangen, Oliven,
Mandeln. Zn der Po-Tiefebene die dichteste Bevölkerung, die größten
Städte: Turin, Mailand, pavia, Mantua, Verona, Padua, Parma, Bologna,
Venedig. — b) Oie eigentliche Halbinsel: durchzogen vom Apennin, Ralk-
gebirge (Marmor!), arm an Wald und Erzen, meist öd und schroff (Abruzzen),
fast 3000 m hoch. Westlich am Apennin vorgelagert und eingebuchtet herrliche
kleine Tiefebenen: die paradiesische Riviera (San Remo, Genua), die T i e f -
ebene des Arno (Florenz, Pisa, Livorno), die Tiefebene des Tiber (Rom)
und die von Ra mp an ien (Neapel). Infolge des warmen Rlimas (im Sommer
freilich oft heiß und trocken), auch infolge künstlicher Bewässerung überall große
Fruchtbarkeit, fleißige Ausnutzung durch gartenmäßige Bebauung. — Die Gft-
feite des Apennin meist rauh, im Winter sogar recht kalt, längst nicht so
fruchtbar wie der westen. — Leider hat der Westen drei schlimme Schatten
seiten: l. heiße Glutwinde aus Afrika (der Schirokko),- 2. gefürchtete Fieber-
dünste in den Sumpfniederungen, namentlich südlich von Rom (die Maremmen
und pontinischen Sümpfe),- 3. vulkanische Erschütterungen, Erdbeben (Vesuv bei
Neapel 1200 m, furchtbarer Ausbruch im Jahre 79 n. Ehr., Verschüttung von
herkulanum, Pompeji und Stabiae).— c) Oie Inseln meist stark vulkanisch und
unfruchtbar. Nur Sizilien stellenweise recht fruchtbar, daher viel Getreide,
Wein und Südfrüchte, sogar Mandeln, Granaten, Feigen und Datteln, dazu
Baumwolle und Zuckerrohr. Sizilien liefert auch viel Schwefel (neun Zehntel
des ganzen Bedarfs),- dichte Bevölkerung, volkreiche Städte (Palermo, Messina,
Sgrakus): der Ätna (über 3000 m) richtet oft verderben an. Sardinien
unfruchtbar und ungesund,- Bergbau auf Zink und Blei. Eorsika (franz.),-
Elba (Nap. I. gefangen): Malta (engl.).
wirtschaftliches. Erwerbsquellen: Acker- und Gartenbau (Gemüse,
Rartoffeln, Hülsenfrüchte, Tabak, Gbst, Wein, Oliven, edle Rastanien soliven-
öl ersetzt Lutter, Rastanien oft das Lrotf): Viehzucht (Büffel, Esel, Schafe,
Ziegen): Geflügelzucht,- Fischerei (Sardellen, Rorallen): Bergbau (Schwefel):
Industrie gering (da Eisen und Rohle fehlen): Seiden- und Wollspinnerei und
-weberei: Marmorsteinbrüche (Earrara: Denkmalskunst). Handel und Ver-
kehr: lebhaft in und an den zahlreichen Häfen,-- bequeme Verbindung durch
mühsam angelegte Eisenbahnen nach Deutschland, Frankreich und Österreich.
Ausfuhr: Südfrüchte, Gemüse, Wein, Eier, Marmor,- Einfuhr (aus Deutsch-
land): Rohle und Industrieerzeugnisse.
Staatliches und Rulturelles: vereinigtes Rönigreich Italien:
halb so groß wie Deutschland, 34 Mill. Einwohner, volksdichte 117,- Bewohner