1913 -
Frankfurt a.M.
: Diesterweg
- Hrsg.: Stridde, H., Herrmann, Fritz, Schulze, Otto, Plönnigs, A., Hupfeld
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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griechische Halbinsel kreuz und quer (pindusgebirge, Olgmp). An der brüste des
Schwarzen Meeres breiten sich einige Tiefebenen aus. vie Zlüffe der
Halbinsel sind kurz und wenig bedeutungsvoll (Morawa zur Donau, Maritza
mit Trgene zum Ägäischen Meer).
Rlima und wirtschaftliches: vie Vonaugegend und die Tiefebenen
des Ostens haben kontinentales Mima, rauhe und strenge Winter, doch milde
Sommer,- zu allen Seiten des Jahres ausreichende Niederschläge: daher in den
Niederungen reichliches Getreide, in geschützten Tälern große Haine von pflaumen-
und anderen Obstbäumen, am Südabhange des Balkan (in Bulgarien) sogar
ausgedehnte Nosenzucht (5000 kg Nosen 1 kg Rosenöl). Die höhen des
westens werden vom Mittelmeer beeinflußt, sie sind meist warm, im Sommer
sogar heiß und leider sehr trocken, daher das Sand ohne rechten Pflanzenwuchs,
nur Schaf- und Ziegenzucht gestattend,- die Bewohner arme Hirtenvölker, der
Schafspelz die stehende Rleidung, Schaffleisch die ständige Rost. vie südlichen
Rüsten und die Inseln zeigen neben Wärme und Hitze mehr Feuchtigkeit
und liefern Tabak (türkischer Tabak), wein (griechischer wein, Rorinthen,
Rosinen), Oliven, Apfelsinen, Zitronen, Zeigen, Maulbeerbäume. Erwerbs-
quellen: Getreidebau im Norden und Nordosten (in Bulgarien und Rumä-
mien): Schweinezucht im Nordwesten (in Serbien und Bosnien),- Schaf-
und Ziegenzucht auf den höhen,- Rosenzucht, Obst- und Weinbau,
Seiden-, woll- und Baumwollweberei (türkische Seide und Teppiche)
in den Tälern und den sonnigen, feuchten Niederungen,- Zisch er ei und
Gewinnung vonschwämmen an der Rüste und auf den Inseln (griechische
Schwämme). Handel und Verkehr: lebhaft nur am Meere, im Innern
kaum bemerkenswert, da das Land oft nicht weg noch Steg hat,- nur im nörd-
lichen und östlichen Teile gibt's Lahnen (Grientbahn über Belgrad—sofia—
Adrianopel—ronstantinopel usw.). Rein Erwerbszweig recht blühend, alle
mehr oder weniger vernachlässigt, alles noch im werden, in den ersten Anfängen
der Rultur, gefährlich für jeden Raufmann, jeden Reisenden (Räubervölker):
erst in jüngster Zeit sind die Völker aufgewacht und suchen Anteil zu erlangen
an der Rultur der anderen Völker, daher ihr haß gegen die Türken, daher ihr
gemeinsamer Rampf gegen den eingedrungenen Erbfeind, der die Balkanvölker
in langer Rnechtschaft erhalten hat. Leider aber haben die Bundesgenossen
hinterher die Waffen gegeneinander gekehrt und haben dem Türken wieder
freie Bahn geschaffen zum Vordringen über die bereits gezogenen Grenzen
(nach Adrianopel),- damit ist jedenfalls das Zeichen gegeben zu späteren neuen
Rümpfen.
Staatliches: vie Balkanhalbinsel birgt ein buntes Völker- und Staaten-
gemisch. a) D ö I i e r : Slawen (Bulgaren, Serben und Montenegriner), Alba-
nesen oder Arnauten (in Albanien), Griechen (in Griechenland und
Mazedonien), Türken oder Osmanen (in der Türkei), b) Staaten:
Griechenland, Albanien, Montenegro, Serbien, Bulgarien
und Türkei (Bosnien, Herzegowina und der schmale Rüstenstreifen Dalmatien
gehören zu Österreich), wie die Länder nach dem letzten Zriedensschluß un-
gefähr abgegrenzt sind, mag die beigegebene Rarte zeigen, doch sind die Grenzen
noch nicht überall feststehend, namentlich nicht zwischen Bulgarien und der
Türkei: auch ist zu sagen, daß die verschiedenen Volksstämme keineswegs durch
die politischen Grenzen geschieden sind, oft wohnen in einem Staate fast alle
der genannten Völkerschaften durcheinander, und damit ist leider immer wieder
der Anlaß zu Rampf und Streit gegeben. Der Religion nach sind die
Türken mohammedanisch, die übrigen Völker griech.-kath.