1913 -
Frankfurt a.M.
: Diesterweg
- Hrsg.: Stridde, H., Herrmann, Fritz, Schulze, Otto, Plönnigs, A., Hupfeld
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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die Auswanderung ist stark (Kulis); Vorzüge ihres Charakters: Klug-
heit, leichte Auffassung, Fleiß, Ausdauer, Genügsamkeit, Gehorsam gegen
Eltern und Vorgesetzte, große Vaterlandsliebe,- Fehler: Mangel an Reinlich-
keit, hang zur Lüge und Falschheit, Grausamkeit, Stolz, Selbstüberhebung,
hochmütige Verachtung alles Fremden, Fernhaltung der abendländischen Nultur.
hauptorte: Peking (Hauptstadt, l,6 Mill.), Tientsin (Hafen von Peking,
l,l Mill.), Schanghai (400, lebhafter Teehandel), Nanking (Seiden- und
Baumwollindustrie), Nanton (900).
Die Mandschurei: ein fruchtbares, wald- und weidereiches Land,- Muk-
den, Begräbnisstätte der Mandschukaiser. Chinas Einfluß gering, der Norden
steht unter russischem, der Süden unter japanischem.
Deutsches Pachtgebiet Niautschou.
Deutschland erwarb 1897 auf der Südseite der Halbinsel Schantung das
Pachtgebiet Niautschou auf 99 Fahre,- es hat die Größe des Lodensees,- dahinter
aber liegt noch ein 50 km breiter Streifen, worin China nichts ohne die Zustimmung
der Deutschen unternehmen darf. Außerdem darf Deutschland in der kohlenreichen
Provinz Schantung Bergwerke anlegen, es hat Vorrechte beim Lahnbau usw.
Niautschou hat einen günstigen Hafen und ist somit als Stützpunkt für unsere
Handels- und Kriegsflotte von außerordentlicher Wichtigkeit. Die Nolonie blüht
kräftig auf, Schulen aller Art (niedere, höhere, technische) werden eingerichtet,-
das angebaute Getreide liefert gute Erträge, desgleichen Seidenzucht, Laumwoll-
und Teepflanzungen, vor allem aber die industriellen 'Anlagen. So hat Deutsch-
land bedeutenden Anteil und Gewinn an der mehr und mehr zunehmenden
Naufkraft des großen Chinesischen Reiches: im übrigen ist Niautschou dicht be-
völkert und keine Auswandererkolonie für uns.
d) Japan.
Japan liegt im äußersten Osten Asiens und ist ein vollständiges Insel-
reich. Das eigentliche Japan hat die Größe Preußens,- mit allen Inseln
(Nurilen, Süd-Sachalin, Liu-Niu, Formosa) und dem Nebenlande Norea ist
es größer als Deutschland und hat 64 Mill. Einwohner. Beschaffenheit
des Landes: gebirgig, mit wenigen Ebenen, aber gut bewässert,- die Gebirge
leider sehr vulkanisch (häufige Vulkanausbrüche und verheerende Erdbeben,-
die Japaner wohnen deshalb in niedrigen Holzhäusern). Das Nlima ist äußerst
mild: im Sommer weht ein regenreicher, warmer Südostmonsun: ein
warmer Meeres ström erwärmt das Japanische Meer und mildert die
eisigen Nordwestwinde von Sibirien her. Der Boden ist äußerst fruchtbar,-
das reiche mannigfaltige Pflanzenkleid gibt der schönen, gebirgigen Landschaft
einen herrlichen Schmuck (tropische Gewächse, immergrüne Sträucher, im Norden
unsere Buchen, Ahornarten und Nadelhölzer),- blühender Ackerbau (Sprich-
wort: „Ackerbau ist die Stütze des Landes"), angebaut werden Getreide, Reis,
Tee, Baumwolle, Maulbeerbäume (lebhafte Seidenraupenzucht): Viehzucht
gering (Geflügelzucht bedeutend): Fischfang lebhaft, lebhafter aber neuer-
dings Bergbau und Industrie (Nohle, Nupfer, Petroleum, Porzellanerde):
neben der Großindustrie steht ein blühendes Hausgewerbe. Das wirtschaft-
liche Leben ist also in Japan außerordentlich reich und stark,- Eisenbahnen
und gute Verkehrsstraßen unterstützen es vortrefflich: eine stattliche Handels-
flotte fördert den Verkehr an den Nüsten und nach außen, vor allem nach China.
Die Chinesen waren die Lehrmeister der Japaner, sind aber weit überholt
worden, seit unter dem jüngst verstorbenen Mikado (Naiser) der abendländischen
Nultur Eingang gewährt wurde. Seitdem sind die Deutschen Japans Lehrmeister
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