1913 -
Frankfurt a.M.
: Diesterweg
- Hrsg.: Stridde, H., Herrmann, Fritz, Schulze, Otto, Plönnigs, A., Hupfeld
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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sterben schon im Juni ab. Die Eichenwälder haben mehr Unterwuchs: Lrom-
beere, Himbeere, Stechpalme, Holunder, Zaulbaum, die giftige Tollkirsche,
Schlüsselblume, Karne und Moose.
Herbstfärbung und Laubfall.
Die meisten Laubhölzer werfen im herbst ihre Blätter ab. Dor dem Laub-
fall wandern die wertvollen Baustoffe in die Aste und in den Stamm ab.
während dieser Stoffwanderung schwindet auch das Grün der Blätter. Der
grüne Karbstoff ist zerstört,- eine Neubildung findet nicht mehr statt. Daher
erscheinen die Blätter bei einigen Pflanzen gelb (Birke, Ahorn, Weißbuche,
weiden), bei anderen in herrlichem Not (wilder wein, Nirschbaum, Tssigbaum,
Heidelbeere, Mispel, Eberesche, Noteiche),- Espe, Eiche, Brombeere, Buche zeigen
orange- bis braungelbe, gelbrote bis braunrote Karben!öne,- die Blätter des Hart-
riegels sind blauviolett. Die Notfärbung deutet das Dorhandensein von Säuren
im Zellsaft der Blätter an. Kehlen Säuren ganz, so verfärben sich die Blätter
blau, bei etwas Säure violett. Die Herbstfärbung bildet sich am schönsten
bei trockenem, warmem Wetter aus. Besonders die gemischten Wälder (Nadel-
und Laubhölzer aller Art) zeigen dann einen Reichtum an Karben, wie ihn das
Krühlingskleid der Erde und die tropischen Urwälder kaum aufweisen können.
Zst die Stoffwanderung beendet, dann entsteht am Grunde des Blattstieles eine
Norkschicht. Diese lockert den Zusammenhang zwischen Blatt und Ninde so
sehr, daß ein leichter Windstoß oder auch das eigene Gewicht des Blattes ge-
nügen, das Abfallen zu bewirken. Zugleich verschließt die Norkschicht die Wunde.
Ein Verlust an Stoffen ist mit dem Laubfall immerhin verbunden.
Das tote Gerüst der Blätter geht verloren und muß im Krühjahr wieder auf-
gebaut werden. An den entlaubten Bäumen werden aber auch die Nnospen
besser belichtet und dadurch wird ihre Entwicklung mehr gefördert als an immer-
grünen. Das Abwerfen der breitflächigen Blätter erschwert die Auflagerung
von großen Schneemassen. Die Bäume leiden deshalb nicht unter Schnee-
druck und -bru ch. Diel wichtiger ist der Laubfall im Hinblick auf die wass er-
Versorgung im Winter. Zn der kalten Jahreszeit nehmen die wurzeln
wenig Wasser auf, bei Krost gar keins. wären die Bäume dann noch belaubt,
so würden die Blätter mehr Wasser verdunsten, als nachströmen könnte,- sie
müßten vertrocknen. Dor dieser Gefahr schützt sie das Abfallen des Laubes.
Die kahlen Bäume haben eine kleine Oberfläche, die durch Nork bzw. Borke und
derbe Nnospenschuppen für Wasser wenig durchlässig gemacht ist. Die Ver-
dunstung ist deshalb während des winters auf ein ganz geringes Maß be-
schränkt. Trotzdem ist der Winter für die Laubhölzer nicht eine Zeit voll-
ständiger Nuhe. Die wurzeln entfalten in dem gut durchlüfteten Boden ein
lebhaftes Wachstum. Nur durch den Krost wird diese Wurzeltätigkeit unter-
brochen.
Gänsefichgewächse.
Die Runkelrübe.
Ihre Stammform wächst wild an den Rüsten des Mittelmeeres und
hat eine holzige Wurzel. Durch fortgesetzte Pflege und Auslese ist die Nult Ur-
form entstanden mit dicker, fleischiger, saftiger Wurzel. Die Wurzel ist
Speicherorgan,- erst im zweiten Zahre wächst ein hoher Stengel mit Blüten
und Krüchten hervor; die Kortpflanzung geschieht durch Samen. Die pflanzen,