1907 -
Detmold
: Meyer
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Damals machte sich der Krieg zwischen Spanien und den Niederlanden
auch in Westfalen fühlbar. Als die Spanier Teile dieses Kreises besetzten,
sammelte Simon ein Heer gegen sie; allein sein Vorgehen blieb erfolglos,
da ihn die Stände Westfalens treulos im Stiche ließen.
6. Andere Länder in der Ueformationszeit.
1. Die Lehre der Reformatoren fand in fast allen europäischen Ländern
Eingang. In Dänemark, Norwegen und Schweden breitete sich die lutherische,
in Großbritannien, den Niederlanden, Frankreich und Polen aber besonders
die reformierte Lehre aus. Überall hatte die Reformation harte Kämpfe
zu bestehen; doch gelangte sie endlich in den meisten germanischen Ländern
zum Siege, während sie in den romanischen wieder unterdrüiu wurde.
2. Frankreich. In der Heimat Kalvins wurden die Evangelischen
Hugenotten genannt. Trotz der Verfolgungen wuchs ihre Zahl fort und
fort; selbst der Prinz Heinrich von Navarra, der künftige König, gehörte
zu ihnen. Es kam zu langen, blutigen Bürgerkriegen zwischen den An-
hängern der römischen Kirche und den Hugenotten. Endlich wollte der
König Karl eine Aussöhnung herbeiführen, indem er die Verheiratung
seiner Schwester mit dem Prinzen Heinrich plante. Zur Feier der Hochzeit
sammelten sich die Häupter der Hugenotten in Paris. Allein während
der Festtage bildete sich unter der Führung der Mutter des Königs eine
Verschwörung gegen dieselben, und in der Nacht vom 24. zum 25. August
1572 begann in Paris ein furchtbares Morden, das in den folgenden
Tagen in den Provinzen fortgesetzt wurde. „Die Messe oder den Todu
war die Losung. Mehr als 30 000 Hugenotten verloren ihr Leben. Prinz
Heinrich kehrte zur römischen Kirche zurück. Doch wurde er später als
König ein Beschützer der Hugenotten und gewährte ihnen Religionsfreiheit.
3. Die Niederlande. Über die Niederlande, in denen ebenfalls Kalvins
Lehre weite Verbreitung gefunden hatte, herrschte vom Jahre 1556 an
Philipp Ii. von Spanien, ein Sohn Karls V. Mit Gewalt wollte er alle
seine Länder zur Glaubenseinheit zurückführen. Die Inquisition, ein nur
fiir Ketzer bestimmtes Gericht, räumte furchtbar unter den Reformierten
auf. Der Herzog Alba, ein Statthalter des Königs, rühmte sich, daß er
in 6 Jahren mehr als 18 000 Ketzer habe hinrichten lassen. Endlich aber
erhoben sich die Niederländer gegen den Unterdrücker ihres Glaubens und
ihrer Freiheit. Der Krieg war lang und wechselvoll. Der nördliche Teil
der Niederlande erhielt durch ihn Unabhängigkeit und Religionsfreiheit,
während der südliche Teil, das heutige Belgien, spanisch blieb.
7. Der Dreißigjährige Krieg (1618—1648).
1. Ursachen. Nach dem Augsburger Religionsfrieden hatte es den
Anschein, als würde Deutschland ganz evangelisch werden. Nur Vio der
Einwohner, so wurde nach Rom berichtet, sei noch der römischen Kirche
treu geblieben. Selbst einer der deutschen Kaiser, Maximilian Ii. (1564
bis 1576), war der evangelischen Kirche zugetan, wenn er sich auch äußerlich
zur römischen bekannte. Aber die Gegner des Evangeliums blieben auch
nicht untätig. Im Jahre 1540 war ein neuer Orden gestiftet worden,
der Jesuitenorden, welcher die Alleinherrschaft der römischen Kirche mit
aller Macht wiederherstellen wollte. Die Jesuiten wirkten hauptsächlich
durch ihre Erziehungsarbeit an den künftigen Herrschern, und es gelang