1907 -
Detmold
: Meyer
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Lippe beitrat. Die Zolleinnahmen wurden nach der Volkszahl unter die
Vertragsstaaten geteilt.
3. Verlangen nach einer Verfassung. In früheren Zeiten hatten
die bevorzugten Stände, der Adel und die Stadtvertretungen, an der Re-
gierung des Staates teilgenommen. Friedrich der Große und die andern
Fürsten seiner Zeit regierten absolut, d. h., sie allein gaben neue Ge-
setze oder änderten die bestehenden ab. Da im Laufe der Zeit die all-
gemeine Volksbildung gestiegen war, so forderten viele für das ganze Volk
einen Anteil an der Gesetzgebung. Durch ein Gesetz, das man Verfassung
nannte, sollten die Rechte und Pflichten des Volkes und der Fürsten genau
festgestellt werden. Wirklich erhielten bald nach den Freiheitskriegen einige
deutsche Staaten solche Verfassungen. In Lippe wollte die Fürstin Paulina
den Landtag in der Weise umgestalten, daß Ritter, Städte und Bauern
die gleiche Stimmenzahl erhielten; allein ihr Vorhaben wurde durch die alten
Stände vereitelt. In andern Staaten aber, namentlich in Österreich und
und Preußen, wollten die Regierungen die geforderte Verfassung nicht be-
willigen. Die Unzufriedenheit darüber veranlaßte einige überspannte
Menschen zu schlimmen Verbrechen. Sie vermochten aber dadurch die Ein-
führung der Verfassung nicht zu erzwingen. Die Regierungen schritten
vielmehr mit harten Strafen ein, wenn einmal die Unzufriedenheit zum
Ausdruck gekommen war. Dadurch wurde die Spannung zwischen der
Obrigkeit und einem Teile des Volkes immer größer. Als im Jahre 1830
in Frankreich abermals eine Revolution ausbrach, entstanden auch in
Deutschland hier und da Unruhen, die aber bald unterdrückt wurden.
7. König Kriedrich Wilhelm Iv. (1840-1861u
1. Wesen des Königs. Als Friedrich Wilhelm Iii. im Jahre 1840
starb, folgte ihm sein Sohn Friedrich Wilhelm Iv. in der Regierung nach.
Er war aller Welt als ein geistreicher Fürst bekannt; Wissenschaft und
Kunst fanden in ihm einen eifrigen Förderer. Den Kölner Dom, dessen
Bau schon vor 600 Jahren begonnen war, ließ er ausbauen, ebenso die
Stammburg der Hohenzollern und das prächtige Marienburger Schloß.
Berlin schmückte er durch herrliche Denkmäler und Anlagen, und den ge-
lehrten Forschern seiner Zeit schenkte er seine Gunst. Höher aber als
Kunst und Wissenschaft stand ihm sein christlicher Glaube, und in einer
Zeit, als derselbe vielfach verspottet wurde, bekannte er vor aller Welt:
„Ich und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen!"
2. Aufruhr 1848. Dem Könige standen schwere Jahre bevor. Laut
riesen auch seine Untertanen nach einer Verfassung. Der König wollte sie
nicht bewilligen, da er sie für schädlich hielt. Da kam es im Jahre 1848
in Frankreich zu einer neuen Revolution, durch die das Land wieder in
eine Republik verwandelt wurde. Nun regte sich der Empörungsgeist auch
in Deutschland; vielfach forderte man nicht nur eine Verfassung, sondern
auch den Umsturz aller Fürstenthrone. Im März 1848 verhieß Friedrich
Wilhelm seinem Volke eine Verfassung, durch welche die Hauptwünsche
desselben erfüllt werden sollten. Tausende jubelten auf dem Schloßhose
dem Könige zu. Da fielen unversehens zwei Schüsse, die aber niemand
verwundeten. Das benutzten die Volksauswiegler, die sich massenhaft in
Berlin eingefunden hatten, um das Volk zu erregen. Der König habe,
so sagte man, aus seine eigenen Untertanen schießen lassen, und nun kam
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