1907 -
Detmold
: Meyer
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
807
andere Stoffe, welche zum Aufbau und Wachstum des Pflanzenkörpers
dienen.
2. Die Gefäße. Halten wir ein Blatt gegen das Licht, fo sehen
wir zahlreiche größere und kleinere Adern, welche das Blatt nach allen
Richtungen durchziehen. Wie in den Adern unsers Köpers das Blut, so
fließt in den Adern der Pflanzen der Saft, der die Nährstoffe enthält und
den die Wurzeln aus dem Erdboden aufgesogen haben. Die Adern der
Pflanzen bestehen aber nicht aus einzelnen Röhren, sondern es sind kleine
Bündel von Röhren. Sie reichen von der Wurzel durch den Stengel und
die Aste bis in die Blätter. Bei den Bäumen liegen sie zum Teil in
dem weichen Holze unter der Rinde, zum Teil in der Rinde selbst.
3. Das Holz. Auf dem Durchschnitt eines Baumstammes oder eines
Zweiges erkennen wir zahlreiche Ringe, welche um einen Mittelpunkt herum
liegen. Im Mittelpunkte selber findet sich oft das weiche Mark (h). Es
besteht aus einem lockeren Gewebe kleiner, runder Zellen und ist bei einigen
Pflanzen, z. B. bei dem Holunder, sehr dick. Um das Mark herum liegen
die Holzringe (f). In jedem Sommer bildet sich ein neuer Holzring, welcher
sich um die schon vorhandenen herumlegt.
Man nennt die Ringe daher auch Jahres-
ringe. An der Zahl der Jahresringe kann
man das Alter eines Astes oder eines
Stammes erkennen. Werden die Jahres-
ringe nicht quer, sondern längs durchschnitten,
so bilden sie die sogenannte Holzmaserung,
welche wir an gehobeltem oder poliertem
Holz wahrnehmen. Die innern Ringe sind
die ältesten und härtesten; sie bilden das
Kernholz. Die äußeren, weicheren Ringe
nennt man den Splint. In diesem be-
finden sich die Wassergesäße (i) der Pflanzen; Durchschnitt eines jungen Stammes,
wenn er verletzt wird, so verwelkt und
vertrocknet der darüberliegende Teil der Pflanze. Das Kernholz hat für
die Ernährung des Baumes keine Bedeutung. Es kann daher ohne Schaden
für die Pflanze verschwinden, was bei alten, hohlen Weidenbäumen ja oft
geschieht, ohne daß die Pflanze eingeht. Für große Bäume jedoch ist es
von großer Wichtigkeit, denn es verleiht dem Stamme die Stärke, welche
zum Tragen der großen, schweren Krone notwendig ist.
4. Die Rinde (a, b, c, d) umgibt das weiche Splintholz mit einer schützen-
den Hülle. In der Jugend ist sie weich und dehnbar; im Alter wird sie hart,
rauh und rissig. Sie heißt dann Borke, blättert und bröckelt leicht ab und
dient zahlreichen Tieren zum Schlupfwinkel. In den unteren Schichten
der Rinde liegen ebenso wie im Splint zahlreiche Gesäße, welche aber kein
Wasser nach oben führen, sondern Baustoffe, die in den Blättern gebildet
sind, nach unten leiten. Diese Baustoffe dienen entweder zum Aufbau
des Stengels und der Wurzeln, oder sie wandern als Reservestofse in das
Mark, die Knollen oder die Wurzelstöcke, um zu anderer Zeit als Bau-
stoffe verwendet zu werden.
5. Das Dickenwachstum des Baumstammes findet in einer zwischen
Holz und Rinde gelegenen zarten Zellschicht (e) statt. Die Zellen dieser
Schicht sind während der Zeit ihres Wachstums (im Sommer) irr sort-
20*