1907 -
Detmold
: Meyer
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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hat einen sehr langen Stengel, der nnten mit Wnrzelfasern, oben mit
kleinen, lanzettlichen Blättern besetzt ist. Am oberen Ende der Movs-
pslänzchen bemerken wir im Frühsahr kleine, braune Blättchen, welche
einen Becher bilden. In dem Becher der einen Moospflanze entstehen
kleine Blättchen mit Eizellen, in dem Becher der andern dagegen solche
mit Schwärmfäden; das sind zarte Fäden, welche sich im Wasser schwim-
mend umherbewegen können. Durch auffallende Regentropfen werden die
Schwärmfäden in die Becher mit Eizellen getragen, und wenn das ge-
schehen ist, so wächst aus der Eizelle eine langgestielte Sporenkapsel
hervor, welche mit einem Deckel verschlossen und mit einer kleinen Haube
bedeckt und vor Regen geschützt ist. Bei der Reife springt der Deckel ab,
und die Sporen werden alsdann vom Winde zerstreut. Aus ihnen ent-
steht erst ein Vorkeim und aus diesem eine neue Moospflanze.
2. Bedeutung der Moose. Es gibt mehrere Tausend Arten von
Moosen auf der Erde. Sie vermehren sich nicht nur durch Sporen, sondern
auch durch Ausläufer und Ableger, und sie sind imstande, Sonnenbrand
und Winterkälte, lange Dürre und lange Feuchtigkeit zu ertragen. Darum
gedeihen sie auch in großer Menge noch an solchen Orten, die für andere
Pflanzen nicht mehr bewohnbar sind. Aus den kahlen Felsen der Hoch-
gebirge und in den kalten Sümpfen der Polarländer, den Tundren, sind
sie die einzigen Vertreter der Pflanzenwelt. Ihre Verwesungsstoffe bilden
aus Sand- und Steinboden die erste Humusdecke, welche dann wieder andere
Pflanzen ernähren kann. — Die Moose sind ferner von Bedeutung für
die Regelung der Bewässerung. Vom kahlen Felsberg stürzt das Regen-
wasser in Gießbächen herab und richtet in den Tälern oft große Über-
schwemmungen an, während der Berg bald wieder trocken ist. Anders der
bemooste Stein. Die Moosrasen hindern das rasche Rollen der Tropfen,
verlangsamen den Sturz in die Tiefe und lassen das Wasser allmählich in
das Innere der Erde sickern, aus welcher es dann in Quellen wieder zu
Tage tritt. So sind die Moospolster der Berge wie Schwämme, die das
Wasser aufnehmen und festhalten, um es nach und nach wieder abzugeben.
— Endlich bieten die Moose den größeren Tieren ein weiches Lager und
den kleinen ein Versteck gegen ihre Verfolger und Schutz gegen Sonne
und Kälte.
30. Die Mlze.
1. Beschaffenheit. Im feuchten Spätsommer finden wir auf Weideu
und in Wäldern in großer Zahl die merkwürdigen Pilze, sehr ver-
schieden an Größe, Gestalt und Farbe. Die meisten haben einen runden
Stiel oder Strunk und aus demselben einen flachen oder gewölbten Hut.
Darunter finden wir bei einigen viele kleine Blätter (Lamellen), welche
vom Strunk nach dem Rande hin laufen, bei andern dagegen feine Röhren
oder Stacheln. Danach unterscheidet man Blätter-, Röhren- und Stachel-
pilze. In diesen Teilen der Pflanzen bilden sich runde Körner von so
winziger Größe, daß man sie mit bloßem Auge einzeln nicht erkennen
kann. Sie heißen (wie beim Schachtelhalm) Sporen und vertreten die
Stelle der Samen; denn sie dienen wie die Samen zur Fortpflanzung dieser
Gewächse. Aus den Sporen entsteht ein Geflecht von feinen Fäden, welche
sich im Erdboden ausbreiten. Dies Pilzgeflecht stellt die eigentliche Pflanze
dar, während der Hut nur der Frucht- oder Sporenträger ist.
2. Bedeutung. Da die Pilze kein Blattgrün haben, können sie