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1. Bilder aus Hannovers Geographie und Geschichte - S. 6

1901 - Leipzig : Hofmann
6 Bilder aus der heimatlichen Geographie und Geschichte. gewisse schmale Kanäle, welche sich durch die Wiesen hinziehen und sich darin vielfach verzweigen. Die Friesen nennen sie „Schlote". Sie sind Erzeugnisse der Ebbe und Flut. Wir fanden unsere „Olander" mit der Heuernte beschäftigt und traten an dem schönen warmen Tage auf einer üppigen Wiese unter sie. Mädchen und Frauen, Kinder und halberwachsene Knaben waren eifrig bemüht, das Heu, welches das Hauptprodukt ihrer Insel ist, ein- zubringen. Dieses Geschäft bringt hier natürlich ganz eigene Scenen hervor, weil die Leute keine Pferde und Wagen auf der Hallig haben. Da es hier keine Äcker zu pflügen giebt und die Wege auf der Insel nicht weit sind, so würden ihnen Pferde den größten Teil des Jahres über unnützes Futter kosten. Das Heu sammeln sie ans den Wiesen in Haufen, packen es in große Leinwandtücher und schleppen es auf dem Kopfe nach dem Dorfe. Die Leute waren mitten im Schweiße der Arbeit ganz sauber ge- kleidet und hatten eine gesunde Gesichtsfarbe. Sie verhielten sich bei ihrer Arbeit still, wir hörten kein Gelächter, keinen Gesang, kein Trillern und Pfeifen, geschweige denn Schelten. Von der Wiese führte ein Pfad, der auf einem Stege über einen Schlot ging, ins hohe Wurtdorf. Geschäftig trippelten alle mit ihren dicken massigen Heubündeln auf dem Kopfe über diesen Steg hin. Die, welche ihr Bündel abgegeben hatten, kamen mit den leeren Tüchern zurück und holten sich neue Bündel, welche ihnen die auf der Wiese zurückgebliebenen in die Tücher einpackten, damit nichts verloren gehe. Sie hoben sich gegenseitig die schweren Ballen aus den Kopf; sie wichen sich einander aus, und dies alles thaten sie, ohne einen Laut zu verlieren. Es ging hier also gerade wie in einem Ameisenhaufen zu, wo man auch sich quält und nichts spricht. Die Leute waren übrigens ziemlich rührig bei ihrem Verfahren und rannten hin und wieder; das Meer trieb sie immer wieder zu Angst und Eile. Denn obwohl es ein ruhiger Tag war, so gab es heute doch eine Springflut, und bei der Schwüle konnte man sich eines Gewitters versehen. Es drohe, sagten sie, im Westen, und komme das Wetter herauf, so gehöre nicht viel dazu, daß das Meer über seine Ufer steige und sie um die Ernte eines ganzen Jahres bringe. 4. Die Sonne brannte heiß, und rings herum war kein Schatten außer unter einer halbverfallenen Windmühle, die mitten auf der Insel stand. Hier hatten sich die schnaufenden und nach Kühlung lechzenden Schafe zusammengedrängt. Wir gingen mit den Frauen ins Dorf. Der künstliche Hügel, auf dem es lag, mochte etwa 15 bis 20 Fuß über die gewöhnliche Höhe der Flut erhaben sein. Diese Hügel oder Wurten sind das müh- same Werk der Zeit. Zuerst mochte einer eine kleine Wurte für seine Hütte aufgeführt haben; dann siedelten sich einige Nachbarn bei ihm an und klebten ihren Hügel an den seinen. In einer der großen Fluten, die alle Jahrhunderte einmal kommen, gingen diese Häuser zu Grunde, und als sie sich wieder anbauten, erhöhten sie auch ihre Hügel noch
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