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1. Bilder aus Hannovers Geographie und Geschichte - S. 7

1901 - Leipzig : Hofmann
A. Heimatliche Landschafts- und Städtebilder. 7 mehr. Es schlossen sich noch mehr Ansiedler mit ihren Wurten an; man warf auch die Wurte für die Kirche auf, und so entstand all- mählich eine ansehnliche Dorfwurte und dann ein ganz kleines Wurt- dorf. In der Regel haben die Wurten mehr gekostet und sind mehr- wert als die Häuser und Dörfer, die darauf stehen. Die Häuser der Dorfbewohner stehen dicht beisammen, weil man mit dem mühsam ge- wonnenen Raume sparsam umgehen muß. Bei jedem Hause sind mehrere kleine Räume durch dünnes Pfahlwerk abgeteilt und abgezäunt, ein Raum für sechs Schafe oder Schweine, ein anderer für ein paar Kohl- pflanzen oder einige eßbare Unkräuter. Dazwischen hin führt ein sehr unebener Fußpfad, in dem sich inmitten des Pfahlwerks eben nur zwei Menschen nebeneinander hindurchzwängen können. Auf der Insel findet sich keine einzige Süßwasserquelle. Das macht den Bewohnern unendlich viel, zu schaffen; sie leiden unter doppelter Wassernot, an beständigem Überfluß an Seewasser und an immerwährendem Mangel an Süßwasser. Zuweilen müssen sie durch Sturm und Unwetter zum Festlande segeln, um für Geld und gute Worte einige Tonnen Trinkwasser zu erhalten. Sie sammeln daher jeden Tropfen Regenwasser von oben her sorgfältig in Erdgruben, die sie „Sote" nennen. Dieses Wasser dient den Schafen zur Tränke und ihren Herren zur Bereitung ihres Thees. 5. Doch glücklich die Hallig, wenn ihr Bild immer dem sonnigen Tage gliche, den wir dort verlebten. Aber es bleibt noch eine furcht- bare Nachtseite zu zeichnen übrig: die Überschwemmungen, von denen wir schon wiederholt reden mußten. Wir gelangten auf unserer Wanderung bis zum Wurtkirchhofe. Er ist höher gelegen denn die übrigen Teile der Werft. Vom Lande her sanft ansteigend, fällt er gegen das Meer schroff ab; die Wellen haben das Erdreich an dieser Seite abgenagt, und eine Sturmflut hat ein Stück des Kirchhofs mit Särgen und Totengebein fortgerissen. Welch grausige Predigt der Vergänglichkeit dieses Stücklein Erde, das der Halligbewohner seine Heimat nennt! Ein schauriges Bild entrollt sich vor unserm Auge. Zur Gewohnheit sind die Überschwemmungen geworden, die, alles stäche Land überwogend, bis an die Werften hinauf- steigen und an die Mauern und Fenster der Hütten mit ihrem weißen Schaum anschlagen. Da blicken denn diese Wohnungen aus der weiten, umrollenden Wasserfülle nur noch als Strohdächer hervor, von denen man nicht glaubt, daß sie menschliche Wesen bergen, daß Greise, Männer, Frauen und Kinder unterdessen vielleicht ruhig um ihren Theetisch her-' sitzen und kaum einen flüchtigen Blick auf den umdrängenden Ocean werfen. Manch ein fremdes, aus seiner Bahn verschlagenes Schiff segelte schon in solchen Zeiten bei nächtlicher Weile über eine Hallig weg, und die erstaunten Seeleute glaubten sich von Zauberei umgeben, wenn sie auf einmal neben sich ein freundliches Kerzenlicht durch die hellen Fenster einer Stube schimmern sahen, die, halb von den Wellen bedeckt, keinen andern Grund als diese Wellen zu haben schien. Aber es bricht der Sturm zugleich mit der Flut auf das bange
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