1901 -
Leipzig
: Hofmann
- Hrsg.: Gehrig, Hermann, ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
B. Bilder aus der heimatlichen Geschichte.
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an Johann fiel. Ihre Nachfolger behielten den Gebrauch der Teilung
bei. So entstanden nach und nach die gesonderten Fürstentümer
Braunschweig, Celle, Göttingen, Grubenhagen, Calenberg, Wolfenbüttel.
Die letzte Teilung geschah i. I. 1635; auf ihr beruht der jetzige Um-
fang der Provinz Hannover und des Herzogtums Braunschweig.
Nach E. Quietmeyer u. a.
32. Krnst der Mekenner, Kerzog zu Lüneöurg.
1. Unter den Fürsten Deutschlands, welche der Reformation fast
von Anbeginn ergeben waren und der Förderung derselben ihre Kräfte
widmeten, wird man nicht an letzter Stelle den Namen Ernsts des
Bekenners, des Herzogs von Braunschweig und Lüneburg nennen.
Schon sehr frühe hatte sich von den welfischen Stammlanden das
kleine Fürstentum Grubenhagen abgezweigt; später trennte sich das
Fürstentum Lüneburg ab, dessen Umfang sich fast genau mit dem
heutigen Regierungsbezirk deckt. Erst am Ende des 15. Jahrhunderts
zerfiel auch das noch übrige Stück in die beiden Fürstentümer Braun-
schweig-Calenberg und Brannschweig-Wolfenbüttel, so daß wir beim
Beginn der Neuzeit vier Fürsten in den welfischen Landen herrschen
sehen. Lüneburg war darunter das von der Natur am wenigsten
begünstigte Land. Weite Strecken unfruchtbarer Heide, dazwischen kleine
Dörfer und Einzelhöfe mit „räucherichen Hütten", in denen es aussah
wie in einer „Arche Noah", in denen Hunde, Katzen, Kühe, Kälber,
Rosse, Säue, Hühner, Schafe, alles bei einander wohnte, in demselben
Raume, „wo der Bauer auf Stroh lag, alten Speck aß und Brot so
hart wie ein Wetzstein".
Es ist nicht zu verwundern, daß in einem solchen Lande die
Reformation nicht aus einer tiefgehenden Bewegung des Volkes her-
vorging, sondern von dem Landesherrn unter geringer aktiver Be-
teiligung der Massen unternommen und durchgeführt wurde. Auch der
Herzog war nicht ausschließlich von frommen Beweggründen geleitet,
sondern es spielen staatliche und Geldverhältnisse bei seinem Vorgehen
eine nicht unwesentliche Rolle.
2. Ernst war ein selten reiner und lauterer Charakter. Seine
Ehe mit Sophie von Mecklenburg war eine sehr glückliche; im schönsten
Verein erzogen beide ihre Kinder zur Gottesfurcht und Tugend. Bis
in das kleinste war das Hauswesen geordnet; denn Ernst war ein
vorzüglicher Hausvater. Gemeinsam betete er mit seinen Kindern das
Tischgebet, und stets, bevor er sein Tagewerk begann, erflehte er mit
lauter Stimme den Segen Gottes für dasselbe. Gern befaßte er sich
mit Gottesgelehrsamkeit und besonders Geschichte; fleißig las er die
Propheten und das Neue Testament. Er war ein Freund von feinem
Witz, aber er verabscheute alles Gemeine. Strenge war er gegen
andere, am strengsten gegen sich selbst; er lebte nüchtern, mäßig und keusch.
Seinen Wahlspruch: „Andern diene ich, mich selber reibe ich auf,"
hat er durch die That zur Wahrheit gemacht; im Dienste seines Volkes
hat er seine Kräfte verbraucht. Er liebte Gerechtigkeit und haßte alles