1901 -
Leipzig
: Hofmann
- Hrsg.: Gehrig, Hermann, ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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Bilder aus der heimatlichen Geographie und Geschichte.
Wulften. Man blieb auch die Nacht in dieser Stellung. Am
anderen Morgen beim ersten Lichtstrahle setzte man den Rückzug über
Gittelde nach Seesen fort. Um Tilly im raschen Nachdringen
aufzuhalten, wurden an einigen schmalen Stellen der Straße Hinder-
nisse, umgehauene Bäume, Gesträuche und Felsstücke über den Weg
gelegt, auch einige Ortschaften, z. B. Albrechtshausen, Dorste, Nienstedt
in Brand gesteckt und der Engpaß bei der Staufenburg mit 400 Mann
Infanterie, 200 Mann Kavallerie und zwei Feldstücken besetzt. Bis zu
diesem Passe drang die Tillysche Vorhut ungehindert vor, hier aber
stellte sich die kleine zurückgelassene Schar gleich den Griechen beim
Passe Thermopylä mutig dem Feinde entgegen, und erst, nachdem fast
alle niedergehauen und der tapfere Führer, Hauptmann v. Hodiova,
selbst in Gefangenschaft geraten war, zog Dufour, der die Vorhut
Tillys führte, durch den Engpaß.
3. Der König hatte sich vor Seesen am Hassel oder Galgenberge
festgesetzt und Schlachtordnung „formieret", während die Bagage sofort
nach Wolfenbüttel zu weiter ging. Als jedoch Tilly näher rückte, gab
der König diese Stellung auf und bezog eine andere Anhöhe bei der
Stadt; die verlassene Position nahm Tilly ein. Man fuhr nun beider-
seits die Kanonen auf, beschoß sich in gegenseitiger Stellung, that sich
jedoch wenig Schaden, da es bereits zu dunkeln begann. Die in Seesen
zurückgebliebenen Einwohner zitterten vor dem Schicksale, welches ihrem
Städtchen bevorstand; allein sie kamen diesmal mit dem Schrecken davon.
Denn gleich nach Mitternacht brachen die Dänen von dort auf und
marschierten auf Hahausen zu. Die Vorhut Tillys folgte ihnen
sofort, und in beständigem Gefechte erreichte sie das Dorf. Hier mußte
sie Halt machen. Denn die Nachhut der Dänen unter General Fuchs
setzte sich hier fest.
Aus dem Benehmen des Königs hatte Tilly die Überzeugung ge-
wonnen, daß der König eine Schlacht auf jeden Fall vermeiden und
ihn unter die schützenden Festungswerke Wolfenbüttels locken wolle.
Er wollte deshalb den König nicht weiter rücken lassen; hier sollten
die Waffen entscheiden. Sofort rückten deshalb seine Truppen über
einen Bach, das sogenannte Middelbeek (Mittelbach), welcher die alte
Heerstraße durchschnitt und aus dem Wilhelmsborn, dem Holder, dem
Klinkerbrunnen und der Steinklappe zusammenfließend, sich nach Nauen
zu in die Neile ergießt. Er besetzte die Brücke, die jetzt nicht mehr
vorhanden ist, deren früheres Dasein aber der noch gebliebene Name
des Ortes „in der Brügge" andeutet. Daraus wurden 12 Stück
schwere Geschütze vor der Brücke aufgefahren, mit Schanzen und Ver-
hauen umgeben, mit den nötigen „Konstablers" versehen, welchen zum
Schutz eine sehr starke Bedeckung beigegeben wurde; auch stellte er noch
hinter den Schanzen das würzburgsche Leibregiment auf. Nachdem
Tilly so alles geordnet, auch die Zugänge im Walde, besonders nach
Lutter zu, genau hatte auskundschaften und besetzen lassen, nahm er
sein Hauptquartier in Hahausen.
Der König war nach Neu-Wallmoden hinunter geritten, weil