1906 -
Berlin
: Nicolai
- Hrsg.: Hausen, Friedrich, Thiel, Oswald, Dahms, Gustav, Brücke, Th., Zissel, Adolf, Werner, Anton von, Ruthe, Paul
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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und Kanälen Zn fördern und das Unterrichtswesen einheitlich zu regeln. —
Inzwischen schlossen England, Rußland, Österreich und Schweden ein Bündnis,
um dem Übergewicht Frankreichs in Europa Zu steuern; somit begann der
dritte Bund es krieg gegen Frankreich. Während die vereinigte französische
und spanische Flotte durch die englische unter Nelson bei Trafalgar völlig
geschlagen wurde, besiegte Napoleon die verbündeten Russen und Österreicher
in der Dreikaiserschlacht bei Austerlitz (unweit Brünn in Mähren).
Beim Friedenschluß verlor Österreich ganz Oberitalien an Frankreich, ferner
Tirol und mehrere Bistümer an Bayern, Württemberg und Baden und
mußte Bayern und Württemberg als Königreiche anerkennen.
5. Auflösung des Deutschen Reiches. Napoleons Macht und Einfluß
stiegen immer höher. Die eroberten Länder verschenkte er als Königreiche an
seine Brüder und Verwandten. Durch Rangerhöhungen und Zusage von
Gebietserweiterungen ans Kosten des Reiches suchte er die deutschen Fürsten
für sich zu gewinnen. Nachdem durch den Frieden von Lüneville an 100
deutsche Kleinstaaten mit 372 Mill. Bewohnern an Frankreich verloren gegangen
waren, schritt die Auflösung des Reiches immer weiter. Um verschiedene
deutsche Fürsten für die linksrheinischen Gebiete zu entschädigen, wurden 1803
durch Beschluß der „Reichsdeputation" in Regensbnrg über 100 geistliche
Besitztümer (Kurfürstentümer, Bistümer, Abteien) und alle Reichsstädte bis
auf sechs (Hamburg, Bremen, Lübeck, Frankfurt a. Dt., Nürnberg, Augsburg)
den benachbarten Fürsten Zugewiesen. Preußen erhielt hierdurch einen be-
deutenden Gebietszuwachs, nämlich die Bistümer Hildesheim, Paderborn, den
größten Teil von Münster, ferner Erfurt, das Eichsfeld, eine Anzahl Abteien
und die Reichsstädte Goslar, Mühlhausen und Nordhansen. 1806 folgte eine
weitere Aufteilung des Reichsgebietes. Die kleineren Fürstentümer und
Grafschaften, die Reichsritterschaft, die Gebiete der Ritterorden und die süd-
deutschen Reichsstädte wurden ebenfalls den benachbarten Fürsten zugeteilt.
Doch den völligen Untergang des Reiches führte die Gründung des Rhein-
bundes 1806 herbei. 16 deutsche Mittel- und Kleinstaaten, darunter Bayern,
Württemberg, Baden, Hessen-Darmstadt, sagten sich vom Deutschen Reiche los
und erkannten Napoleon als ihren Schntzherrn an. Da anßerdcin das
Ansehn und die Macht des deutschen Kaisers fast keine Bedeutung mehr
hatten, so legte Kaiser Franz Ii. 1806 die deutsche Kaiserkrone nieder und
entband die Fürsten und Reichsstände ihres Eides. Er führte von nun an
den 1804 angenommenen Titel Franz I., Kaiser von Österreich. So ging
das alte Deutsche Reich nach tausendjährigem Bestehen durch die Lauheit der
Fürsten zu gründe. Durch Kaiser Wilhelm den Großen wurde es unter
günstigeren Verhältnissen 1871 wieder aufgerichtet.
Friedrich Wilhelm Iii. (1797-1840).
1. Friedrich Wilhelm und die Königin Luise. Nach dem Tode Friedrich
Wilhelm Ii. im Jahre 1797 übernahm Friedrich Wilhelm Iii. unter wenig
günstigen Umständen die Regierung des preußischen Staates. Schon als
Kronprinz hatte sich Friedrich Wilhelm mit der ebenso schönen wie liebens-