1906 -
Berlin
: Nicolai
- Hrsg.: Hausen, Friedrich, Thiel, Oswald, Dahms, Gustav, Brücke, Th., Zissel, Adolf, Werner, Anton von, Ruthe, Paul
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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2. Oberflächenbildung. Der Rumpf von Asien ist in seiner südlichen
Hälfte von mächtigen Gebirgsketten und Hochländern erfüllt. Das Hochlands-
gebiet, ungefähr 2/s des Bodens von Asien, ist allseitig von hohen Rand-
gebirgen umgeben. Es gliedert sich in: a) Das Hochland von Hinterasien.
Den Südrand bildet das höchste und größte Gebirge der Erde, der Himalaja
mit dem Gaurisankar (8800 m). Der Nord- und Ostraud setzt sich aus
mehreren hohen Gebirgen zusammen. Die Hochebene ist teils Wüste, teils
steppenartiges Bergland. Solche Steppen haben trockenen, oft salzhaltigen
Boden. Sie sind baumarm und haben keine zusammenhängende Pflanzendecke.
Darum werden sie von Nomadenvölkern bewohnt und sind gering besiedelt. —
d) Das Hochland von Vorderasien ist niedriger als das von Hinterasien,
mit dem es durch den Hindukusch zusammenhängt (seine Randgebirge s.karte!).
Das Innere des Hochlandes trägt Salzsteppen und Wüsten, die von einigen Oasen
unterbrochen sind. Hier werden vortreffliche Pferde gezüchtet. — e) Abgesondert
liegen im S. das Hochland von Dekhan auf Vorderindien und im Sw. das
von Arabien. — Den übrigen Teil Asiens, ungefähr V3 des Bodens, nehmen
Tiefländer ein. a) Das Sibirische Tiefland im Nw. zeigt in seinem süd-
lichen Teil Grassteppen, in der Mitte ausgedehnte Waldungen und geht an der
Küste des Nördlichen Eismeeres in die Tundren über. — b) Das Tiefland
von Turan schließt sich im S. an und besteht aus Grassteppen und Salz-
wüsten, in denen an den Flüssen fruchtbare Oasen vorkommen. Hier werden
in den kurzen, heißen Sommern Kürbisgewächse und Baumwolle gewonnen. —
c) Das Chinesische Tiefland ist dem Ostrande des großen Hochlandes vor-
gelagert; es ist reich bewässert, sehr fruchtbar und außerordentlich dicht besiedelt.
— d) Im S. liegen das fruchtbare Tiefland von Hindostan und im Sw.
das steppenartige Mesopotamien.
3. Bewässerung. Von Hochasien ergießen sich nach allen Richtungen
Flüsse, die sich in den großen Tiefebenen zu Riesenströmen entwickeln. Häufig
findet man unter ihnen die Bildung von Zwillingsströmen (s. Kartei).
4. Das Klima Asiens ist einmal durch die 3 Zonen bestimmt, in denen
der Erdteil liegt, sodann durch die ungeheure Masse und große Ausdehnung der
Hochländer, a) Nordasien hat lange, sehr kalte Winter und kurze, warme
Sommer, also Landklima (Jakutsk bis — 60 0 C. im Winter und -st 24° im
Sommer). Niederschläge fallen zu allen Jahreszeiten. Daran schließt
sich t>) das Klima der beiden mächtigen Hochländer von Vorder- und
Hinterasien. Die hohen Randgebirge schließen den mildernden Einfluß des
Meeres aus und entziehen den Winden die Feuchtigkeit. Daher herrscht auch
hier Landklima, aber die Gebiete sind regenarm. Nur Vorderasien und die
Gegend um den Aral-See haben Winterregen, c) Südasien hat günstiges
Klima infolge seiner Lage zum Äquator und dem Meere. Es steht unter
dem Einfluß der Monsunregen. Die Landmassen Südasiens werden im
Sommer außerordentlich stark erwärmt. Dadurch entsteht eine kühlere Luft-
strömung vom Indischen Ozean her, die zugleich große Mengen Feuchtigkeit
mit sich führt. Durch sie wird die üppige Fruchtbarkeit Südasiens wie auch
der Chinesischen Tiefebene im O. hervorgerufen. Man nennt diese Luft-