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1906 -
Berlin
: Nicolai
- Hrsg.: Hausen, Friedrich, Thiel, Oswald, Dahms, Gustav, Brücke, Th., Zissel, Adolf, Werner, Anton von, Ruthe, Paul
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
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besitzen. Die Wurzelfäden sind filzig und stehen dicht zusammen. Im Zu-
sammenhang wirken sie wie ein Filzdeckel. Die Blätter sind klein und schinal
und stehen rings um den Stengel. Mehrere Pflanzen vereinigt saugen mit
ihren Blättern wie ein Schwamm das Wasser begierig auf.
3. Das Moos ist haushälterisch. Bei feuchtem Wetter spreizen sich
die Blättchen vom Stengel ab. Dadurch wird die Verdunstung erleichtert.
Die Stengel und Blattzellen leeren sich, und neues Nährwasser kann von
unten nachdringen. Bei trocknen: Wetter falten sich die Blätter und legen
sich dicht an den Stengel. Die Verdunstung wird dann wie bei zu dicht auf-
gehängter Wäsche bedeutend vermindert.
4. Fortpflanzung. Im Mai und Juni tragen die Pflanzen an ihrem
oberen Ende kleine Körbchen aus etwas breiteren Blättern. Man nennt sie
Moosblüten. Einige Pflanzen haben rötliche, andere farblose Körbchen. In
den rötlichen Körbchen sieht man mit der Lupe beim Durchschneiden kleine
Schläuche (Schwärmerzellen). Die farblosen Körbchen zeigen beim Durch-
schneiden slaschenähnliche Körbchen (Eizellen). Die Befruchtung geschieht wie
beim Farnkraut. Aus der befruchteten Eizelle wächst dann der schwankende
Stengel mit der Mooskapsel. Diese enthält die Sporen, die sie im Juli
mit Hilfe des federnden Stengels weit umherstreut. Auf feuchter Erde ent-
wickelt sich ans der Spore ein verzweigter Faden, der Vorkeim. Er wird
durch Wurzelfüden festgehalten und bildet die neue Moospflanze.
5. Verwandte. Das Torfmoos wächst auf sumpfigem Moorboden
(vgl. Moor S. 258). Die Blätter und die Stengel enthalten große, leere
Zellen, so daß sich die Pflanze wie ein Schwamm voll Wasser sangen kann.
Die abgestorbenen Pflanzen sinken ans den Boden des Moores und bilden im
Laufe vieler Jahre Torf. Die Grimmia ist das kleine, polsterförmige
Moos, das auf Felsen und Dächern sowohl der Sonnenglnt wie der Winter-
kälte standhält.
6. Bedeutung der Moose. Die Moose nutzen jeden Tau, jeden Regen
und die geringsten Nahrungsmengen aus. Sie sind widerstandsfähig gegen
Hitze und Kälte und ertragen auch lange Trockenheit. Diese Vorzüge machen
sie zu Bahnbrechern der Pflanzenwelt. Sie siedeln sich dort an, wo höhere
Pflanzen noch nicht gedeihen können, z. B. auf felsigen Inseln. Dorthin können
sie leicht gelangen, weil die staubförmigen Sporen mit Hilfe des Windes eine
Verbreitung nach weit entfernten Orten ermöglichen. Ihre abgestorbenen Teile
bilden dann im Laufe der Jahre eine Humusdecke, auf der höhere Pflanzen sich
entwickeln können. — Da die Moose ihre Nahrung nur zum Ausbau ihres
Körpers verwenden und keine Vorratsstoffe wie Stärke und Fett bilden, so
werden sie von den Tieren als Nahrung verschmäht. Dafür bieten sie den
kleinen Tieren ein sicheres Versteck und schützendes Obdach und den größeren
ein weiches und warmes Lager. — Ihre größte Bedeutung erlangen die Moose
im Gebirge. Sie überziehen mit ihrem Rasen die Felsen und Kuppen der
Berge und machen sie zu einem Riesenschwamm, der Tan, Regen und Schnee
begierig auffangt und durch die Quellen als Bäche und Flüsse ins Tal sendet
(Elbwiese, Brocken). Wenn das Moos die Felsen nicht bedeckte, so würden die