1914 -
Langensalza
: Beyer
- Autor: Wagner, Richard, Pottag, Alfred, Fritzsche, W., Hahn, O., Förster, Fr.
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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Geschichte.
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gerichtet, Beute zu machen, und was sie erbeutet hatten, das wurde bei
Becher und Würfelspiel wieder vergeudet. War der Krieg beendet, so
wurden die Landsknechte entlassen; nun streiften sie plündernd und raubend
umher und wurden besonders für die Landbewohner zu einer großen Plage.
3. Das Schiestpnlver. Neben dem Verfall des Rittertums und
der Einrichtung der Söldnerheere führte auch der Gebrauch des Schieß-
pulvers eine Veränderung im Heerwesen herbei.
Die Sage erzählt über die Erfindung des Schießpulvers folgendes:
Sm Jahrhundert lebte in Freiburg i. B. ein Mönch mit Namen
Berthold Schwarz. Einst mischte er in einem eisernen Mörser Sal-
peter, Kohle und Schwefel und legte einen Stein darauf. Zufällig fiel
ein Funke in den Mörser, und der Stein wurde mit großer Gewalt
gegen die Decke geschleudert. Vorsichtig wiederholte er denselben versuch
und erzielte immer dieselbe Wirkung. Diese Erfindung wurde nun weiter
ausgenutzt.
Tatsächlich ist das Schießpulver bereits zur Zeit des Altertums in
China bekannt gewesen. Von hier aus drang es allmählich nach dem
Abendlands vor, und im Zahrhundert benutzte man es, um aus
Kanonen schwere steinerne und eiserne Kugeln zu schießen, hierdurch
wurde es möglich, die Mauern der Burgen zu zertrümmern. (Vergl.
„Die faule Grete".) Etwas später fing man an, Gewehre herzustellen.
Diese waren zunächst noch sehr schwer, so daß man sie beim Abfeuern
auf eine Gabel legte; dann schüttete man Pulver auf das Zündloch und
hielt eine glimmende Lunte daran. Diese verbreitete weithin einen sehr
unangenehmen Geruch. Wenn daher die Soldaten Lunte rochen, so
wußten sie, daß bald ein Schuß losging. Später wurden die Gewehre
immer leichter, und ihr Gebrauch bei den Fußsoldaten wurde all-
gemeiner.
C. Die Veränderungen auf dem Gebiete der Wissenschaft und Kunst.
f. Die Wissenschaft. 3m Mittelalter hatte man die bedeutendsten
Schriftsteller der Griechen und Römer (Monier, Cicero) fast vergessen.
Da fing man seit dem Jahrhundert in Stallen an, die verstaubten
Handschriften aus den Büchereien hervorzusuchen, sie abzuschreiben und
zu lesen, und je mehr man sie las und sich in ihren 3nhalt vertiefte,
desto mehr war man für ihren Gedankenreichtum und ihre Schönheit
begeistert. Anfangs wurden ausschließlich lateinische Schriftsteller gelesen
und erklärt. Als aber im Zahre s^53 die Türken Konstantinopel
eingenommen hatten, verließen viele griechische Gelehrte ihre Heimat und
kamen nach Stallen. Hier verbreiteten sie die Kenntnis der griechischen
Sprache, so daß man nun auch die griechischen Schriftsteller verstehen
lernte. Die Männer, welche die Schriften der Alten lasen und sich be-
mühten, sie nachzuahmen, nannte inan Humanisten.