1914 -
Langensalza
: Beyer
- Autor: Wagner, Richard, Pottag, Alfred, Fritzsche, W., Hahn, O., Förster, Fr.
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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Geschichte.
I
entschieden. Da stimmte ein Grenadier das Lied an: „Nun danket alle
Gott"; bald steten andere ein, und zuletzt erbrauste der Thoral, vom
ganzen Heere gesungen, über das weite Schlachtfeld. (Vergl. Besser,
Der Choral von Leuthen.) Nun verließen die Österreicher Schlesien, und
Breslau fiel in Friedrichs Hände.
Zu Anfang des Zahres f756 waren die Russen in Ost-
preußen eingerückt. Don hier aus zogen sie nach der Neumark, überall
das Land verheerend. Friedrich eilte herbei und schlug sie bei Zorn-
dorf in der Nahe von Küstrin nach harten: Kampfe aufs Haupt, so
daß sie deu Rückzug antreten mußten. Darauf wandte sich der König
nach Sachsen, wo sein Bruder Heinrich gegen die Österreicher kän:pfte
und von diesen hart bedrängt wurde. Das preußische Heer lagerte bei
Hochkirch in der Nähe von Bautzen. Nicht weit davon befand sich
das Lager der Österreicher. Diese fielen in der Nacht über die Preußen
her und überruinpelten sie vollständig. Nur die Mannszucht der Truppe::
rettete das preußische Heer vor völligen: Untergänge. Friedrich mußte
sich zurückziehen; er hatte fast alle Geschütze eingebüßt, und ein Drittel
seines Heeres lag tot oder verwundet auf den: Schlachtfelds.
\75ty. Die vielen Schlachten hatten den Kern der preußischen
Truppen dahin gerafft, und es hielt sehr schwer, die Lücken wieder aus-
zufüllen; zwar wurden Rekruten eingestellt, aber sie vermochten die alten
kriegsgeübten Soldaten nicht zu ersetzen, auch an tüchtigen Offizieren
war Mangel. So wurde die Lage des Königs immer ungünstiger.
Bisher hatten feine Feinde getrennt gefochten; jetzt vereinigte sich ein
Teil des österreichischen Heeres mit den Russen. Friedrich stellte sich dem
russisch-österreichischei: Heere bei Kunersdorf östlich voi: Frankfurt a. d. G.
entgegen. Zwar kämpften die Preußen mit Heldenmut, aber sie wurde,:
zuletzt in die Flucht geschlagen, vergebens versuchte Friedrich, sie zum
Stehen zu bringen. „Rinder, verlaßt inich nicht! Mer ein braver Soldat
ist, der folge mir!" ruft er ihnen zu, aber umsonst. Die Flucht wird
bald allgeinein. Dem König werden zwei Pferde unter den: Leibe er-
schossen, und eine Kugel trifft ihn, prallt aber glücklicherweise an einem
goldenen <£t::i ab; nur mit Mühe entgeht er der Gefangennahme durch
die Kosaken. Zetzt stand den Siegern der weg nach Berlin offen; aber
sie waren unter sich uneinig und zogen zurück.
\760—\765. 3m Zahre \760 gelang es Friedrich, die Österreicher
bei Liegnitz und bei Torgau zu besiegen; aber trotzdem war seine
Lage keine günstige. Tine russisch-österreichische Herresabteilung drang
bis Berlin und potsdan: vor und hauste dort zum Teil auf ganz entsetz-
liche Weise. Als es aber hieß: „Der König kommt!" zogen die Feinde
schleunigst ab. Äußerst schlimm stand es um Friedrich im Zahre s76f.
Tr konnte seinen Feinden nicht :nehr, wie bisher, in: offenen Felde
entgegentreten, sondern mußte sich auf die Verteidigung beschränken.