1914 -
Langensalza
: Beyer
- Autor: Wagner, Richard, Pottag, Alfred, Fritzsche, W., Hahn, O., Förster, Fr.
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
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Geschichte.
I
denen sie sich verpflichteten, im Falle eines Krieges ihre Truppen unter
den Oberbefehl des Königs von Preußen zu stellen. —
Durch den glücklichen Verlauf des Krieges wurde der Konflikt mit
den Abgeordneten beigelegt, und der siegreiche König hatte nun Frieden
mit seinem Volke.
Mit den nördlich vom Main gelegenen Staaten schloß Preußen den
Norddeutschen Bund. Jeder Staat behielt seine Selbständigkeit, aber
einzelne Angelegenheiten wurden gemeinsam geregelt. Vit der Spitze des
Bundes stand der aus den Vertretern der verbündeten Negierungen ge-
bildete Bundesrat; ihm zur Seite trat der Reichstag, in den die Vertreter
des Volkes auf Grund des allgemeinen, gleichen und direkten Wahlrechts
gewählt wurden. Der König von Preußen führte als Bundesfeldherr
den Oberbefehl über das Lseer, das nach preußischem Muster eingerichtet
wurde, und über die Marine. Gr ernannte auch den Bundeskanzler. —
Der Zollverein wurde wieder ins Leben gerufen; außer dem Nord-
deutschen Bunde traten demselben auch die süddeutschen Staaten bei.
5. Dev Krieg gegen Frankreich *870—*87*. a) Ver-
anlassung. Frankreich betrachtete die ungeheuern Lrfolge Preußens im
Jahre *866 mit neidischen Bugen, und es suchte sich schon damals in
die deutschen Angelegenheiten einzumischen. Ls verlangte besonders die
Abtretung eines deutschen Landes. Diese Forderung wurde aber von
Bismarck ganz bestimmt zurückgewiesen. Da versuchte es im Jahre *867,
das Großherzogturn Luxemburg in seinen Besitz zu bringen, dessen
Großherzog der König von Holland war. Dieser wollte das Land
gegen eine Geldentschädigung Frankreich überlasse,r. Luxemburg war
aber zur Zeit des Deutschen Bundes Bundesfestung gewesen, und es hatte
damals noch eine preußische Besatzung. Beinahe wäre es schon jetzt zum
Kriege gekommen; aber Preußen zog seine Truppen aus Luxemburg
zurück, und Frankreich verzichtete auf den Kauf.
Unterdessen verstärkte Napoleon sein Heer und wartete auf einen
neuen Anlaß zum Kriege. Lin solcher fand sich bald. Die Spanier
hatten *868 ihre Königin vertrieben und boten dem Prinzen Leopold
von Ls oh en zollern die Krone ihres Landes an. 3m Juni *870 er-
klärte er sich zu ihrer Annahme bereit. Darüber entstand in Frankreich
eine große Lrregung. Der französische Botschafter in Berlin, Graf
Benedetti, begab sich nach Lins und forderte von König Wilhelm,
der dort im Bade weilte, er möge dem Prinzen die Annahme der
spanischen Krone verbieten. Der König lehnte dies ab. Bald traf die
Nachricht ein, der Prinz habe, um einen Krieg zu verhindern, abgelehnt,
und nun schien der Streit beseitigt zu sein.
Die französische Negierung aber war hiermit nicht zufrieden. Sie
verlangte, daß König Wilhelm ein Lntschuldigungsschreiben an Napoleon
richte und auch in Zukunft die Bewerbung des Prinzen um den spanischen