1908 -
Schleswig
: Bergas
- Hrsg.: Warnecke, Johannes, Debus, Gustav, Kruse, Otto, Finckh, Karl
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Taubstummenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Taubstummenschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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Ein gesundes Auge sieht eine gewöhnliche Schrift am deutlichsten, wenn
diese etwa 35 am vom Auge entfernt ist. Muß man die Schrift, um sie
zu erkenuen, dem Auge näher bringen, so ist man kurzsichtig; muß man sie
weiter weghalten, so ist man weitsichtig. Der Kurzsichtige erkennt nur die
nahen, der Weitsichtige nur die entfernten Gegenstände deutlich. Beide be-
dienen sich einer Brille, um die Gegenstände klar zu sehen. Ist die Linse
trübe, so entsteht der graue Star, der heilbar ist. Ist aber bei einem Menschen
der Sehnerv gelähmt und die Netzhaut gegen Licht unempfindlich, so entsteht
der unheilbare schwarze Star. Blinde Kinder lernen in der Blindenanstalt
mit Hilfe des Gefühls lesen.
Will der Mensch seine Augen gesund erhalten, so muß er für passendes
Licht sorgen; denn sowohl zu starkes als auch zu schwaches Licht schadet den
Augen. Zu grelles Licht blendet und entzündet die Augen; zu schwaches
Licht schwächt sie. Darum darf man nicht in grelles Licht sehen, auch nicht
in der Dämmerung schreiben, lesen, nähen oder sticken. Ebenso beachte man,
daß das Licht stets von der linken Seite auf die Arbeit falle. Beim Lesen
darf man das Buch, beim Schreiben das Heft nicht zu nahe an die Augen
halten. Kommen Sandkörnchen, Glas- und Steinsplitter oder kleine Insekten
in die Angen, so entferne man sie nicht durch Reiben, sondern hebe das
Augenlid in die Höhe und wische den Körper mit einem Tuche vorsichtig
heraus. Um die Augen rein zu halten und zu stärken, muß man sie jeden
Morgen mit frischem, klarem Wasser waschen.
5. Das Ohr. Das Ohr besteht aus dem äußeren, nüttleren und inneren
Ohre. Zu dem äußeren Ohre gehören die Ohrmuschel (a a), der Gehör-
gaug (c d) und das Trommelfell, und zu dem mittleren die Trommelhöhle
mit den drei Knöchelchen: Hammer, Amboß und Steigbügel. Der Hammer
ist mit dem Trommelfell, der Steigbügel init dem Labyrinth verwachsen.
Aus der Trommelhöhle führt die Ohrtrompete (b) in die Rachenhöhle.
Das innere Ohr oder das Labyrinth st)
ist mit Gehörwasser angefüllt. In diesem
Wasser schwimmen die Enden der Gehör-
nerven (g).
Entsteht ein Schall, so fängt das Ohr
diesen mit der Ohrmuschel auf und leitet ihn
durch den Gehörgang gegen das Trommelfell.
Dieses wird dadurch erschüttert und setzt die
Gehörknöchelchen in Bewegung. Durch die
Knöchelchen wird das Gehörwasser und durch
dieses werden wiederum die Enden der Gehör-
nerven erschüttert. Die Gehörnerven leiten zuletzt den Schall dem Gehirn zu.
Ist bei einem Menschen der Hörnerv gelähmt oder sonst ein Fehler
im Ohr, so kann er entweder gar nicht oder nur wenig hören. Er ist dann
entweder taub oder schwerhörig. Taubgeborene Menschen bleiben ohne Unter-
richt stumm. Wird das taubstumme Kind in eine Taubstummenanstalt ge-
bracht, so lernt es sprechen und absehen.
Wenn man einen Menschen an den Kopf schlägt oder ihm ins Ohr
schreit, oder wenn man mit einer Stricknadel im Ohre bohrt, so kann das