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1. Realienbuch für Taubstummen-Anstalten - S. 4

1908 - Schleswig : Bergas
4 Grashalm, jede Blume, jeder Baum hat Haarröhrchen, die deu Saft aus der Erde bis zur Spitze leiten. Die feinsten Würzelchen beim großen Eich- banm sangen den Saft ans und führen ihn in den Stamm. Dieser leitet ihn in die Äste und Zweige. Von den Zweigen erhalten die Zweiglein, Blätter, Blüten und Früchte den Saft. Die Haarröhrchen sind also sehr nützlich; denn ohne sie könnten die Pflanzen nicht gedeihen, könnte die Lampe nicht brennen. Stellt man einen Ziegelstein mit dem einen Ende ins Wasser, so ist infolge der Haarröhrchen-Anziehung bald der ganze Stein naß. Die Wände der Häuser sind ans Ziegelsteinen. Die Feuchtigkeit mancher Wände ist eine Folge der Haarröhrchen-Anziehung. Die Haarröhrchen-Anziehung wirkt also auch schädlich. Um die Feuchtigkeit von den Wänden zurückzuhalten, versieht man sie von draußen mit einer Schicht Zement oder mit Schiefer. Zement und Schiefer haben keine Haarröhrchen und lassen deshalb keine Feuchtigkeit hindurchdringen. Der Grund der Häuser wird häufig nicht ans Ziegel-, sondern ans Granitsteinen hergestellt. Diese haben keine Haarröhrchen und leiten daher nicht die Feuchtigkeit ans der Erde in die Mauern. 6. Beharrungsvermögen. Ein fallender Stein bewegt sich, ein liegender dagegen ruht. Ersterer befindet sich im Zustand der Bewegung, letzterer im Zustand der Ruhe. Ein fliegender Vogel, ein laufender Knabe, ein fahrender Wagen befinden sich im Zustand der Bewegung. Ein sitzender Vogel, ein liegender Knabe, ein stehender Wagen befinden sich im Zustand der Ruhe. Legt man auf ein Trinkglas ein Kartenblatt und ans letzteres ein Geldstück, so fällt dieses in das Glas, wenn man das Kartenblatt mit dem Zeigefinger wegschnellt. Das Kartenblatt und das Geldstück befinden sich zu Anfang im Zustand der Ruhe. Ersteres wird dann plötzlich in Bewegung gesetzt, letzteres nicht. Das Geldstiick hat das Bestreben, im Zustand der Ruhe zu verharren und macht daher die Bewegung des Kartenblatts nicht mit. Weil es seine Unterlage verloren hat, fällt es in das Glas. Legt man einen Schlüssel ans das eine Ende eines Lineals und zieht dieses plötzlich zurück, so fällt der Schlüssel zur Erde. Er macht die Bewegung des Lineals nicht mit, sondern verharrt in dem Zustand der Ruhe, bis er fällt. Ein Körper, der sich int Zustand der Rnhe befindet, hat das Bestreben, in diesem Zustand zu beharren. Wenn man ein mit Wasser gefülltes Glas bewegt und dann plötzlich anhält, so setzt das Wasser die Bewegung fort und fließt über. Stürzt ein galoppierendes Pferd mit seinem Reiter, so fliegt dieser meist über den Kopf des Pferdes hinweg. Der Reiter und sein Pferd befinden sich anfangs beide in sehr rascher Bewegung. Hernach hört die Bewegung des Pferdes ans, die des Reiters aber nicht. Dieser hat das Bestreben, im Zustand der Be- wegung zu verharren und schießt deshalb, wenn er sich nicht festhält, über den Kopf des Pferdes hinweg. Ein Körper, der sich im Zustand der Bewegung befindet, hat das Bestreben, in diesem Zustand zu be- harren. Das Bestreben der Körper, im Zustand der Ruhe oder im Zustand der Bewegung zu beharren, nennt man Beharrungs- vermögen. Ein Lastwagen ist schwer in Bewegung zu setzen, weil er das Bestreben hat, in der Ruhe zu beharren. Ein fahrender Wagen dagegen ist
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