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1908 -
Schleswig
: Bergas
- Hrsg.: Warnecke, Johannes, Debus, Gustav, Kruse, Otto, Finckh, Karl
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Taubstummenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Taubstummenschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
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M
heiligen Schrift beweisen könnt, daß ich geirrt habe, so will ich nicht wider-
rufen. Hier stehe ich, ich kann nicht anders. Gott helfe mir! Amen." Uber
diese unerschrockene Antwort wunderte sich jedermann. Der Kaiser aber tat
Luther bald darauf in die Acht; jedermann durfte ihn ungestraft töten.
9. Auf der Rückreise von Worms kam Luther durch einen Wald. Hier
ergriffen ihn plötzlich fünf verkappte Ritter und führten ihn hinweg. Seine
Begleiter flohen entsetzt und erzählten den Leuten, was geschehen war. Da
glaubte jedermanu, Luther sei getötet worden; seine Freunde trauerten und
seine Feinde frohlockten. Es ging ihm aber ganz gut. Jene verkappten
Ritter hatte nämlich der Kurfürst von Sachsen gesandt. Dieser wollte Luther
vor seinen zahlreichen
Feinden schützen und ließ
ihn deshalb von den Rit-
tern heimlich nach der
Wartburg bringen.
Hier lebte der Gottes-
mann einige Zeit als
Ritter verkleidet unter
dem Namen „Junker Ge-
org" im Verborgenen. Ans
der Wartburg sing Luther
an, die Bibel in die deutsche ^
Sprache zu übersetzen.
10. Nach einem Jahre $
kam Luther wieder nach ^
Wittenberg und predigte
daselbst. Sein treuster Z
Freund war Melanch-
thon. Mit diesem zu-
sammen vollendete er die
Bibelübersetzung. Nun
konnte jedermann das Wort Gottes lesen und verstehen. Als Luther merkte, wie
unwissend das Volk war, verfaßte er den Katechismus. Er dichtete auch
fromme Lieder, z. B. „Ein' feste Burg ist unser Gott!" In den Kirchen,
deren Prediger Luther anhingen, wurden nun nicht mehr lateinische, sondern
deutsche Lieder gesungen. Beim Abendmahl erhielten die Abendmahlsgäste
nicht mehr nur Brot allein, sondern Brot und Wein. Die Anrufung der
Heiligen unterblieb. Viele Klöster wurden aufgehoben, und die Prediger, die
der neuen Lehre anhingen, durften heiraten. So beseitigte Luther die Irr-
lehren des Papstes und erneuerte die christliche Kirche. Diese Erneuerung
der christlichen Kirche durch Luther nennt man die Reformation. Luthers An-
hänger mehrten sich ganz bedeutend und wurden Evangelische oder auch Pro-
tcstanteu geuaunt. Sie bildeten zusammen die evangelisch-lutherische Kirche.
11. Luthers Gemahlin war Katharina von Bora, eine frühere Nonne.
Mit ihr lebte er in glücklicher Ehe, und Gott schenkte ihnen mehrere Söhne
und Töchter. Luther hatte alle seine Kinder von Herzen lieb, erzog sie aber
streng. Dennoch war in seinem Hause jedermann heiter. Oft spielte Luther